Wenn wir schon nicht “richtig” reisen können, gibt es wenigstens hier den nächsten Teil meiner Schottland-Reisen. Also, darf ich vorstellen? Das absolut schönste Bed & Breakfast, das ich je kennenlernen durfte. Die Rede ist von Firhall, einem schottischen B&B das von dem Pärchen James und Stuart betrieben wird. Mit so viel Liebe zum Detail und Komfort, dass im September bereits der vierte Besuch geplant ist. Und jedes Mal bringe ich ein paar mehr Leute mit. Aber fangen wir mit der Liebesgeschichte ganz vorne an.

Wie ich auf Firhall gestoßen bin

Wie es das Leben so will, habe ich Firhall durch Zufall gefunden. Als meine Schwester und ich zum ersten Mal in Schottland waren, haben wir einen kleinen Fehler gemacht: Wir wollten nachts von der Isle of Skye zurück nach Edinburgh. Es war stockdunkel, überall waren Rehe, ich kannte die Strecke nicht, das Navi hat über fünf Stunden angezeigt und ich war todmüde. Leider hätte der Flieger nicht auf uns gewartet, weshalb eine lange Pause keine Option war. Wir haben es zwar unbeschadet überstanden, aber am Ende war eines klar: Nie wieder!
Bei der Buchung unseres nächsten Trips haben wir also bewusst mehr Zeit eingeplant und kleinere Streckenabschnitte gewählt. Da wir nun wieder vor der Herausforderung standen, von der Isle of Skye zurück nach Edinburgh zu kommen, haben wir kurzerhand die Karte geöffnet und nachgedacht. Wir wollten die Nacht auf jeden Fall irgendwo verbringen, wo viel Grün ist. Ein Ort, den man vielleicht noch nicht kennt und der so winzig ist, dass er kaum touristisch überlaufen sein kann. In diesem Zuge fiel unser Blick auf den großen Cairngorm National Park. Dann auf das kleine Städtchen “Grantown-on-Spey”, das mittendrin liegt. Und als wir noch näher herangezoomt sind, haben wir den Schatz gefunden: Firhall. Unsere Residenz für nur eine Nacht. Vorerst.

Von Horrortrip zu purer Entspannung

Na gut, Horrortrip klingt übertrieben, aber der Urlaub wollte nicht so wie wir. Geplant war eine gute Mischung aus Camping und B&Bs. In der Realität sah es so aus: Unser Zelt ging noch vor der ersten Nacht kaputt, also wurde im Auto geschlafen. Unseren Trip in den Galloway Forest Park (Posting folgt eines Tages) hätten wir uns auch sparen können, denn die Nacht war so bewölkt, dass man trotz Lichtschutzgebiet nix sehen konnte. Dann hatten wir einen Platten mitten im Nirgendwo, mussten abgeschleppt werden und zwei Tage auf den Ersatzreifen warten. Beim Tagesausflug nach Staffa ging der Bus vor uns kaputt, sodass wir später keine Zeit hatten, die Puffins zu sehen. Und bei den Fairy Pools war der Wanderweg so überschwemmt, dass ich zwei Stunden mit klitschnassen Socken rumgelaufen bin. Wer möchte, kann sich die ganze Story noch immer bei Instagram in meinen Highlights anschauen. Einfach “Scotland II” auswählen.
Nun, nach all dem Drama ging es an einem unserer letzten Tage endlich nach Firhall. Das B&B verfügt über fünf unglaublich schön eingerichtete Doppelzimmer, die preislich zwischen £90 und £120 pro Nacht liegen. Eingeschlossen sind natürlich Bettwäsche, Handtücher, einige kleine Aufmerksamkeiten (wie z.B. eine Schlafmaske) und das beste Frühstück Schottlands. Und nein, ich übertreibe nicht. Denn Firhall hat nun mehrmals nacheinander den Prestige Award für das beste Frühstück Schottland gewonnen und es würde mich nicht wundern, wenn sie den Preis noch Jahrzehnte behalten.

Ein Frühstück für jeden

Machen wir es kurz: Es gibt alles, was das Frühstücksherz begehrt. Egal ob ihr Veganer seid, Vegetarier oder Fleischesser. Im Laufe des Tages bekommt ihr ein Klemmbrett aufs Zimmer gelegt, auf dem jeder Gast sein Frühstücksmenü wählen kann. Zur Vorspeise gibt es immer Porridge. Entweder der Klassiker, den man selbst garnieren kann oder man wählt das Special Porridge, das täglich wechselt. Meine bisherigen Favoriten waren Apfel-Zimt und Himbeer & Weiße Schokolade. Allerdings habe ich mir sagen lassen, dass das “whisky soaked porridge” auch gigantisch sein soll. Nach dieser (sehr sättigenden) Vorspeise habt ihr wieder die Wahl. Klassisch schottisches Frühstück (mit Haggis, Black Pudding & Co.), das “special of the day” oder kreuzt aus einer Auswahl an, was ihr haben möchtet. Aber egal, was ihr wählt: Die Zutaten stammen weitestgehend aus der Region, die Eier sogar von den eigenen Hühnern.
Beim “special of the day” muss ich noch kurz schwärmen. Denn Stuart und James wissen einfach, wie man seine Gäste begeistert. Mal gibt es “pancakes with poppy seeds & lemon sirup”, dann das weltbeste Croissant mit Sauce Hollandaise und frischem Lachs. Übrigens einer der vielen Gründe, warum wir jedes Mal mehr Nächte buchen. Im September dürfen wir uns demnach über dreimal Frühstück freuen und ich hoffe inständig, dass es wieder mein Croissant gibt. (James und Stuart: Falls ihr das hier per Google Translator lest: Please make it happen!) Wer dann noch nicht satt ist, kann sich noch an Joghurt, Müsli & Co. bedienen. Außerdem kann man sich am Abend ein Lunchpaket bestellen, wenn man einen längeren Tagesausflug plant. Und die Erfahrung sagt, dass auch diese super lecker sind.

Vom gemütlichen Kaminzimmer

Aber das Frühstück ist nicht der einzige Grund, warum wir alle Firhall lieben. Auch der Rest ist stimmig. Wie anfangs erwähnt, gibt es fünf Doppelzimmer, von denen mir bisher jedes gefallen hat. Die Betten sind bequem, die Tapeten verleihen ein schick schottisches Flair und die Badezimmer sind modern gestaltet – ohne besagtes Flair zu verlieren. Außerdem verfügt jedes Zimmer über eine Kaffeemaschine und einen Wasserkocher, eine kleine Auswahl an Tee, Kaffee und mein Highlight: Frisch gebackenes Shortbread.
Wer keine Lust hat, seinen Abend komplett auf dem Zimmer zu verbringen, findet im Erdgeschoss meinen Lieblingsraum: Das Kaminzimmer. Ein komplett positives Klischee, das meine Mama sogar zum Weinen gebracht hat. In der Mitte knistert am Abend der Kamin, umringt von Ohrensesseln und einer sehr gemütlichen Couch. Dazu gibt es eine Auswahl an Whiskeys, die man probieren kann, immer einen Kübel Eis und entsprechende Gläser. Hier haben vor allem meine Mama und ich schon viele Stunden verbracht, Entspannungsmusik gehört, geschrieben, gelesen und richtig abgeschaltet.

Von den besten Hosts in Schottland

Wir haben schon viele tolle B&Bs besucht und viele Besitzer lieben gelernt. James und Stuart machen es einem aber schwer, ihnen nicht den ersten Platz anzupinnen. Denn sie gehören zu den aufmerksamsten Gastgebern, die ich kenne. Selbst wenn sie voll ausgebucht sind, nehmen sie sich gerne die Zeit für ein persönliches Gespräch, setzen sich mal mit ins Kaminzimmer oder unterstützen die Game of Thrones Sucht. Denn als mein Freund und ich 2019 dort waren, lief gerade die letzte Staffel und wir wussten nicht, wie wir die neue Folge schauen können. Also haben uns die beiden kurzerhand ihren TV Stick geliehen, uns das “Game of Thrones Death Bingo” ausgedruckt und mit einer süßen Nachricht ins Zimmer gelegt. Gesichert war der perfekte Abend.

Und außerhalb von Firhall?

Sind wir mal ehrlich: Das schönste B&B bringt nichts, wenn man außerhalb nichts erleben oder unternehmen kann. Zum Glück ist Grantown-on-Spey zwar unbekannt, aber ein super Ausgangspunkt für etliche Erlebnisse. Im Städchen selbst kann man schön bummeln gehen und ein paar süße Läden entdecken. Bei “Ewe & Me” versorge ich mich immer mit einem Jahresvorrat Seife, da sie die tolle Marke “Lomond Soaps” führen. Mit Sorten wie “Honey & Oats”, “Whiskey” oder “Rosemary & Thyme”. (Übrigens eine super Ausrede, wieder nach Schottland zu müssen, weil der Vorrat leider langsam zur Neige geht)… Zu “Ewe & Me” muss ich außerdem eine kleine Anekdote erzählen. Denn wer in Schottland unterwegs ist, wird immer wieder über Karten, Bücher und Co. stolpern, auf dem ein Schaf abgedruckt ist und das Wort “Ewe” auftaucht. Hier handelt es sich meistens um Wortwitze, für die man vor allem eines wissen muss: “Ewe” wird ausgesprochen wie “You” und bedeutet übersetzt “Mutterschaf”. Eine Geburtstagskarte mit Partyschaf und der Auschrift “Happy birthday to Ewe” ist also ganz normal.

Kommen wir zu einem anderen Namen. Denn wie “Grantown-on-Spey” verrät, liegt der Ort direkt an dem berühmt berüchtigten Fluss Spey, um den sich etliche Distellieren scharen. Wer Lust auf eine Whiskey- oder Gintour hat, kann von Grantown aus diverse Destillen besuchen. Naturliebhaber können außerdem an dem Fluss spaziergehen oder sich auf eine längere Wanderung in die Cairngorms machen. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, erreicht man super viele Orte. Inverness ist nur ein knappes Stündchen entfernt (und damit auch der Loch Ness), die Rentiere in Aviemore kann man in ca. 40 Minuten Fahrt besuchen und zum Dunrobin Castle braucht man etwa zwei Stunden. Und während mir gerade bewusst wird, wie viele Postings ich noch für euch schreiben kann, sehe ich, dass dieser Beitrag schon ewig lang ist.

Insofern mache ich an dieser Stelle lieber Schluss und hebe mir die ganzen Erlebnisse rund um Firhall für weitere Postings auf. Die Wahl liegt hier bei euch: Soll ich euch erst mit zu den Rentieren nehmen, Dunrobin Castle besuchen, durch Inverness schlendern oder den Sonnenuntergang am Tarbat Ness Lighthouse genießen? Und wart ihr selbst schon in der Region unterwegs und habt Empfehlungen für unsere Septemberreise, sofern diese stattfinden kann? Nun habt noch einen schönen Samstag und ich freue mich auf eure Kommentare.

Liebe Grüße