Eines Tages schaffe ich es auch, dass der Rückblick pünktlich zum Monatsende kommt, versprochen! Und trotzdem wollte ich es mir nicht nehmen lassen, den März literarisch Revue passieren zu lassen, denn neben ein paar echt seltsamen Protagonistinnen habe ich auch eine Welt für mich entdeckt, die ich sofort lieben gelernt habe. Da wäre es eine Schande, ihr nicht auch ein paar Zeilen im Rückblick zu widmen. Also machen wir es kurz und schauen uns meinen Lesemonat März 2021 inkl. Sternchen am:

März 2021:

“The One – Finde dein perfektes Match” von John Marrs ☆☆☆☆
“Das Haus der tausend Räume” von Diana Wynne Jones ☆☆☆☆
“Goldene Flammen” von Leigh Bardugo ☆☆☆☆☆
“Eisige Wellen” von Leigh Bardugo ☆☆☆☆☆
“Lodernde Schwingen” von Leigh Bardugo ☆☆☆☆
“Ein Teil von ihr” von Karin Slaughter ☆☆

Von dem Problem mit unsympathischen Protagonistinnen

Das Haus der tausend arroganten Taten

Starten wir mit zwei Büchern aus völlig unterschiedlichen Genres und die trotzdem etwas gemeinsam haben: Abgrundtief unsympathische Protagonistinnen. Da hätten wir einmal den dritten Teil der Howl-Saga mit dem vielversprechenden Titel “Das Haus der tausend Räume”. Die Storyline ist wie von Diana Wynne Jones super abgefahren, kreativ, ich liebe die Welt und deshalb gibt es auch die vier Sternchen. Hätte ich die Prota Charmaine Baker woanders kennengelernt, hätte ich spätestens nach der Hälfte abgebrochen. Worum geht es? Eine absolut verzogene, arrogante Göre soll das magische Haus eines Verwandten hüten und so mehr Selbstständigkeit erlernen. Na, wer sieht hier auch das Potenzial für eine gigantisch gute Charakterentwicklung? Von arroganter Göre zu demütiger Frau? Leider bekommt Charmaine ziemlich schnell Unterstützung und bleibt demnach bis zum Schluss das verzogene Mädchen, für das mir sämtliche Sympathien verloren gehen. Charmaine ist unhöflich, unfreundlich, schikaniert den wirklich süßen Peter und trotzdem fliegt ihr alles zu. Mit einer anderen Prota ODER mehr Entwicklung hätte es sofort fünf Sterne gegeben.

Bitte sprich mit mir, Andy!

Beim zweiten Kandidaten konnte es leider nicht mal die Storyline rausreißen, weshalb sich “Ein Teil von ihr” von Karin Slaughter nur mühsam zwei Sterne erkämpfen konnte. Was sehr schade ist, denn ich habe Melanie das Buch für einen Buddyread zum Geburtstag geschenkt – in der Hoffnung, hier eine gemeinsame neue Leidenschaft zu finden, nachdem wir Simon Becketts “David Hunter”-Reihe so geliebt haben. Und die Beschreibung klingt auch erstmal nicht schlecht: Die 31-jährige Andy erlebt einen Amoklauf mit, wobei es ihre eigene Mutter Laura ist, die den Täter aufhält, indem sie diesen kaltblütig ermordet. Und so muss sich Andy nicht nur fragen, ob ihre Mutter wirklich der Mensch ist, den sie zu kennen glaubt, sondern muss bald selbst vor einem Fremden fliehen und die Wahrheit über die Vergangenheit ans Licht bringen.
Fangen wir so an: Das Buch ist mit über 500 Seiten sehr dick, das Erzähltempo stellenweise extrem zäh. Man verharrt seitenlang in einer einzelnen Gedankenspirale, ohne dass man zu einem Ergebnis käme. Und dann ist da besagte Andy. Eine 31-jährige, die ihr Leben nicht wirklich im Griff hat, und oft den Eindruck macht, sie wäre höchstens 17 Jahre alt. Bis zum letzten Drittel des Buchs kriegt sie den Mund praktisch nicht auf und Trauma hin oder her: Es nervt. Ich saß das halbe Buch lang da und wollte Andy schütteln, dass sie doch endlich einen vollständigen Satz sagen möge. Von Charakterentwicklung auch hier keine Spur und trotzdem wird hinterher beschrieben, wie reif sie doch geworden wäre.
Die einzigen Lichtblicke waren für mich die Rückblenden, die dazu eingeladen haben, mitzuraten und die Vergangenheit selbst Stück für Stück zu erklären. Vielleicht hätte ich das Buch tatsächlich besser gefunden, wenn es in eben jener Vergangenheit gespielt hätte. Denn die Storyline über eine sektenartige Rebellengruppe hatte ihre Potenziale.

Das Glück liegt in deiner DNA

Hach, endlich mal wieder etwas aus meinem geliebten Genre Near Future Fiction. Als Dystopie würde ich “The One – Finde den perfektes Match” noch nicht bezeichnen und trotzdem gewährt es uns einen Einblick in ein Zukunftsmodell, was die Partnerwahl angeht. Mit dem Programm “Match your DNA” wurde eine Möglichkeit gefunden, weltweit den einen perfekten Partner zu finden. Die Wissenschaft dahinter ist so präzise, dass es für Match-Paare sogar gesellschaftliche Vorteile gibt, wie bspw. vergünstigte Versicherungen.
Was auf den ersten Blick traumhaft klingt, wirft aber auch diverse Kritikpunkte auf und genau diese werden aus insgesamt sechs verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Was ist zum Beispiel mit Mörder:innen? Mit Paaren, die sich ohne Test gefunden haben und in ewiger Ungewissheit leben, ob sie füreinander bestimmt sind? Was, wenn dein perfektes Match stirbt, bevor du es kennenlernen konntest oder wenn es am anderen Ende der Welt lebt? Mich hat jede der Perspektiven auf ihre Weise gecatcht und ich habe das Buch in einem irren Tempo durchgelesen, da das Szenario einfach spannend ist. Den einen Stern Abzug gibt es für das Ende, mit dem ich mich nicht gut arrangieren konnte. Da ich aber nicht in die Spoiler abdriften möchte, mache ich es kurz: Lest es einfach selbst. 😉 (Und ignoriert die gleichnamige Netflix-Serie, die nur sehr grob auf der Vorlage basiert).

Willkommen in der Welt der Grisha

Eine Menge Magie im Zarenreich

Das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluss und was soll ich sagen? Vielen Dank für die dringende Empfehlung, liebe Kati! 😄 Ich habe selten jemanden so gehypt erlebt und da ich Kati bei Büchern blind vertraue, habe ich mir sofort die derzeit verfügbaren sechs Romane aus der “GrishaVerse”-Saga von Leigh Bardugo gekauft. Angefangen habe ich mit der ersten Trilogie über die Sonnenkriegerin Alina und es war Liebe ab den ersten Seiten. Denn wir haben hier mal kein High Fantasy Setting in Anlehnung auf ein europäisches Mittelalter, sondern finden viele Elemente aus Russland – einschließlich einer regierenden Zarenfamilie und Wesen wie den “Nichevo’ya”. Erstmal ein kleiner Zungenbrecher, aber man findet sich erstaunlich schnell in das Setting ein und irgendwann fügen sich die außergewöhnlichen Namen nahtlos in den Lesefluss ein.

Irgendwie vertraut und trotzdem fantastisch

Die Storyline kennt man in ihren Grundzügen: Ein großes Übel in einer nicht sehr fortschrittlichen High Fantasy Welt (hier die “Schattenflur im Land Ravka”), ein ominöser Herrscher (“der Dunkle”), eine Auserwählte (“Alina”), die ihre Grisha-Magie erst durch einen drohenden Verlust entdeckt (“Aus Spoilergründen nicht genannt”). Von jetzt auf gleich wird sie von einer gewöhnlichen Kartenzeichnerin zur wohl berühmtesten Figur des Landes und obwohl man solche Geschichten kennt, hat diese ihren ganz eigenen Charme. Über drei Bücher hinweg liebt und leidet man direkt aus Alinas Perspektive, lernt absolut grandiose Charaktere kennen und vergisst sehr schnell, dass man das Ende vielleicht absehen konnte. Entsprechend kriegen die ersten beiden Teile “Goldene Flammen” und “Eisige Wellen” von mir glatte fünf Sterne. Fürs Worldbuilding, die Charaktere, die Storyline.
Warum ich im finalen “Lodernde Schwingen” einen Stern abziehen musste, ist schnell erklärt: Mir gefielen einige Aspekte das Endes nicht, insbesondere bezogen auf Alinas Love Interest. Trotzdem konnte ich gut damit leben und freue mich a) sehr über die nächsten Bücher aus dieser Welt und b) auf die Netflixserie, die am 23.04. startet und laut Trailer schön nah am Buch ist. 🥰️

Das war er also: Mein Lesemonat März 2021. Es ist wieder relativ umfangreich geworden, aber es hätte mir wirklich das Herz gebrochen, diese Romane nur anzureißen. Neben der großen Thriller-Enttäuschung habe ich endlich meine Liebe für High Fantasy wiederentdeckt. Habe endlich wieder eine schöne Near Future Fiction gelesen UND die Howl-Saga abgeschlossen. Alles in allem war es ein sehr turbulenter Lesemonat und ich bin gespannt, wie der April ausfallen wird.

Was war euer Monatshighlight im März und gab es auch ein Lowlight?

Liebe Grüße