Eigentlich dachte ich, mein nächstes Posting zur Bücherliste käme erst wie gewohnt im Januar 2022. Ein kleiner Rückblick auf mein Lesejahr, vielleicht die ein oder andere verlinkte Rezension, fertig. Aber da ich allein in den vergangenen zwei Monaten super viel gelesen habe, dachte ich mir, ein Monatsrückblick würde sich lohnen. Und da es mein innerer Monk blöd findet, erst mit Februar anzufangen, nehme ich den Januar direkt mit. Also werfen wir erst einmal einen Blick auf meine Bücherliste (Jetzt neu mit Sternebewertung):

Januar 2021:

“Leichenblässe” von Simon Beckett ☆☆☆☆☆
“Verwesung” von Simon Beckett ☆☆☆☆☆
“Das wandelnde Schloss” von Diana Wynne Jones ☆☆☆☆☆
“Totenfang” von Simon Beckett ☆☆☆☆
“AchtNacht” von Sebastian Fitzek ☆☆

Februar 2021:

“Frauen, die Bärbel heißen” von Marie Reiners ☆☆☆
“Ophelia Scale – Die Welt wird brennen” von Lena Kiefer ☆☆☆☆☆
“Die ewigen Toten” von Simon Beckett ☆☆☆☆
“Der Palast im Himmel” von Diana Wynne Jones ☆☆☆☆
“Ophelia Scale – Der Himmel wird beben” von Lena Kiefer ☆☆☆☆☆
“Ophelia Scale – Die Sterne werden fallen” von Lena Kiefer ☆☆☆☆☆
“Der Seelenbrecher” von Sebastian Fitzek ☆☆☆
“Faye – Herz aus Licht und Lava” von Katharina Herzog ☆☆☆☆
“Der Insasse” von Sebastian Fitzek ☆☆☆☆

Von Beckett und Fitzek

David Hunters Fälle 3-6

Wie in meinem Rückblick 2020 angedeutet, ging es im neuen Jahr direkt mit den nächsten vier Bänden aus Simon Becketts “David Hunter”-Reihe weiter. Die Reihe begleitet den forensischen Anthropologen David Hunter bei seiner Arbeit an verschiedenen Mordfällen. Anders als bei klassischen Krimis wird er dabei jedoch stets selbst einer gewissen Gefahr ausgesetzt und hat nicht selten selbst mit den Täter*innen zu tun, weshalb die Reihe zu den Thrillern zählt. Dadurch profitiert jeder Band von gleich zwei Spannungsbögen, die eng miteinander verflochten sind. Einerseits fiebern wir natürlich mit, ob und wie der Fall gelöst wird, andererseits interessiert mich auch Davids persönliches Schicksal (obwohl er kein sonderlich ausgeprägtes Privatleben hat). Müsste ich aus den vier Büchern einen Liebling benennen, wäre es vom Gefühl der Beklemmung her “Verwesung”. Hier befinden wir uns in einem sehr düsteren Setting, tödliches Moor, Nebel, ein vermeintlicher Killer auf freiem Fuß, vermisste Frauen und darum ein Dutzend Geheimnisse, in die David hereinstolpert. Wie gewohnt gibt es interessante Plottwists, auch die Randfiguren haben alle eine scharfe Charakterzeichnung und das Ende lässt einen durchaus zufrieden zurück.
Ein paar Probleme hatte ich einzig und allein mit dem aktuell letzten Buch “Die ewigen Toten”. Das Setting (altes, verlassenes Krankenhaus, in dem eingemauerte Tote gefunden werden) ist wieder absolut grandios, die Auflösung war fine und der Fall in sich schlüssig. Allerdings wird in diesem Buch der große Subplot zum Abschluss gebracht, der sich seit Band 2 durch die Geschichte zieht. Und genau dieser hätte für mich mehr Platz verdient, da er gefühlt nur auf den letzten Seiten mit lauter Zeitsprüngen zusammmengefasst wird. Bis auf diesen Wehmutstropfen eine tolle Krimireihe, die ich gerne empfehle.

Die nächsten Ausflüge in Fitzeks Welt

Wie ist es mit Fitzek und mir weitergegangen? Ich habe meinen Vorsatz in die Tat umgesetzt und gleich drei Bücher gelesen. Dabei war ich nach “AchtNacht” erstmal mächtig entzaubert. Inspiriert von “The Purge” geht es um die Frage, was passieren würde, wenn ein Mensch 24 Stunden lang vogelfrei wäre. Kein Verbrechen an dieser Person wird bestraft, dafür winken dem Mörder Millionen. Genau das will das (illegale!) Experiment “AchtNacht” herausfinden – leider auf eine für mich sehr unschlüssige Art und Weise. Das beginnt schon damit, dass die Medien fröhlich das Foto des ersten Opfers verbreiten, in der naiven Annahme, kein Mensch könne so blöd sein und denken, das Experiment wäre echt. Einen Millionenprämie für einen Mord an einer fremden Person? Selbst mir würden auf Anhieb einige Deppen einfallen, die da mitmachen würden. Und so beginnt eine Geschichte voll Brutalität und einem großen Problem: Beide Hauptcharaktere sind mir völlig egal. Ja, der Plottwist am Ende hat es in sich, aber im Endeffekt hätten auch beide Charaktere sterben können und ich hätte nur mit den Schultern gezuckt. Schade, denn Potenzial war da.

Alles etwas zu konstruiert

Das nächste Buch “Der Seelenbrecher” hat mir mehr Hoffnung gemacht. Immerhin ist es ein Lieblingsbuch meiner Freundin Coco und auch andere Freund*innen fanden es gut. Ein Protagonist mit Amnesie, eine Klinik ohne Handyempfang, durch einen Schneesturm eingesperrt mit einem Psychokiller – klingt erstmal nach viel Potenzial. Das meiste wurde auch ausgeschöpft. Die Geschichte ist super spannend, die Charaktere sind besser gezeichnet, mit dem Plottwist habe ich nicht gerechnet und ich hatte es binnen drei Stunden durch. Trotzdem ein Manko: Wieder ist die Situation viel zu konstruiert. Eine Klinik ohne Handyempfang, ein Schneesturm, ein Krankenwagen fährt auch noch in den Telefonmast, die Klinik wird abgeschottet, die einzigen beiden Menschen, die den Code zum Entriegeln kennen, sind verhindert. Eine ganze Menge Zufälle, die für mich zwei dicke Sterne Abzug geben.

Ein kleiner Lichtblick

Last but not least habe ich mich an “Der Insasse” gewagt. Und hier habe ich endlich eine Geschichte gefunden, mit der ich super klar kam. Ein Vater, dessen Sohn seit einem Jahr als vermisst gilt, lässt sich absichtlich in eine psychiatrische Klinik einweisen, um den vermeintlichen Entführer/Killer nahe zu sein und herauszufinden, ob dieser seinen Max auf dem Gewissen hat. Zu Beginn der Geschichte gab es für mich noch viele Fragezeichen. Zu viele Namen in kurzen Kapiteln. Aber nach ca. 60 Seiten war ich voll in der Geschichte drin und muss sagen: Ich liebe den Plottwist. Dieses Mal wurden für mich alle “Oh man, ist das konstruiert!”-Bedenken ausgeräumt und ich schaue auf ein spannendes, unterhaltsames Buch zurück, dem ich gerne die vollen Sterne gebe.

Unser fantasievoller Buchclub

Zu Weihnachten hatte meine liebe Kati die tolle Idee, Simone, mir und sich selbst das Buch “Das wandelnde Schloss” zu schenken. Kurzerhand haben wir unseren ersten eigenen Buchclub gegründet und das Schätzchen von Diana Wynne Jones in drei Etappen gelesen. Wem der Name bekannt vorkommt: Bingo! Es handelt sich hier um die britische Vorlage zu dem gleichnamigen Filmklassiker aus den Ghibli Studios. Und so treffen wir auch im Buch auf die verwandelte Sophie, natürlich auf Calcifer und Howl (im Film Hauro). Die Storyline ist zwar etwas anders (für mich besser nachvollziehbar und interessanter als der Film), aber das Buch sprüht nur so vor fantastischer Magie! Allzu viel möchte ich noch nicht vorwegnehmen, denn die Howl-Saga wird garantiert eine eigene Rezension bekommen, sobald wir den letzten Band durchgelesen haben. Denn richtig gelesen: Während der Film keinen Nachfolger hat, besteht die Saga aus drei Büchern, die alle auf die ein oder andere Weise mit unseren geliebten Charakteren zu tun haben.

Worth the Hype? Eine dystopische Liebe

Zum ersten Mal habe ich Anfang letztes Jahr von “Ophelia Scale” gehört. Kati hat mich gefragt, ob ich die gehypte Trilogie von Lena Kiefer als Dystopieliebhaberin kennen würde und ich musste leider verneinen. Nun habe ich mein Versäumnis aufgeholt und was soll ich sagen? Es ist wirklich große Liebe. Ein England, das sich von hoher Technologie abgewendet hat, eine Rebellin, die genau diese Abkehr rückgängig machen will und ein Prinz, in den sie sich nicht verlieben dürfte… Was nach Klischeekitsch klingt, birgt wirklich einige Klischees, etwas Kitsch und dennoch hatte ich von Anfang bis Ende super viel Spaß beim Lesen. Selbst über vermeintliche Handwerksfehler konnte ich gut hinwegsehen und nach spätestens 50 Seiten war ich so in Ophelias Welt, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte. Wer also eine tolle Jugenddystopie sucht, wird hier fündig. Eine umfangreiche Rezension folgt.

Was war das denn, Bärbel?

Wir neigen uns dem Ende zu, aber zwei Bücher habe ich noch. “Frauen, die Bärbel heißen” von Marie Reiners habe ich mir von Melanie ausgeliehen. Denn sie wollte gerne wissen, was ich von dem doch sehr gewöhnungsbedürftigen Buch halte. Die Antwort ist einfach: Gewöhnungsbedürftig. Bärbel Böttcher ist ledig, Eigenbrödlerin aus Überzeugung und völlig unempathisch – unsympathisch. Ihr Haus ist voller ausgestopfter Tiere, als sie beim Gassigehen mit ihrem Hund eine Leiche entdeckt, trauert sie nur um das hübsche Stöckchen im Auge des Toten und sie überlegt sogar, selbst zur Mörderin zu werden. Alles in allem ist es eine sehr skurrile Geschichte. Manche meinen, es wäre eine Geschichte über Freundschaft, andere loben den schwarzen Humor.
Ich habe leider weder gelacht, noch fand ich das Motiv der Freundschaft besonders beeindruckend. Warum ich trotzdem drei Sterne gebe? Die Neugier. Denn trotz allem habe ich das Buch binnen eines Tages gelesen, da ich wissen wollte, was passiert. Wird Bärbel wirklich zur Killerin? Warum haben sich ihre Eltern umgebracht? Und was hat die Schauspielergattin in ihrem Keller wirklich angestellt? Wenn ihr wissen wollt, ob ich das Buch empfehlen kann: Schwierig. Es ist skurril. Hat keine richtige Pointe und nicht alle Fragen werden geklärt. Solltet ihr aber mal kostenlos drankommen, ist es eine interessante Beschäftigung für einen Nachmittag.

Seichte Jugendfantasy für einen besseren Schlaf

Das letzte Buch “Faye – Herz aus Licht und Lava” von Katharina Herzog hat mir meine Mama vor einer Weile geschenkt. Und da ich nach den ganzen Thrillern etwas Leichtes haben wollte, was mich nicht im Traum verfolgt, habe ich es endlich zur Hand genommen. Zum Glück. Denn es ist eine wirklich süße, leichte Geschichte über die 17-jährige Faye, die ihre Mutter gezwungenermaßen nach Island begleiten muss. Obwohl Faye die Natur liebt, hat sie auf die Reise so gar keine Lust. Doch dann geschehen eigenartige Dinge. Glühwürmchen begleiten sie nachts zu einer Lichtung mit einem kranken Baum, Pflanzen wachsen auf magische Weise, Menschen verschwinden von Fotos. Auch wenn Faye für eine 17-jährige hin und wieder zu kindlich wirkt, hat es mir Spaß gemacht, sie dabei zu begleiten, die Geheimnisse rund um die mystische Lichtung aufzudecken. Ja, vieles ist vorhersehbar und selbst das Ende entlockt einem kein großes Staunen. Trotzdem hat es für mich einen Hauch von “Kerstin Gier”-Magie und bleibt damit ganz sicher in meinem Regal stehen.

Gut, das war ein wirklich langer Monatsrückblick, aber der März wird sicher ein bisschen überschaubarer ausfallen. Nun würde mich sehr interessieren, ob euch von dem ein oder anderen Buch detaillierte Rezensionen interessieren? Was habt ihr in den ersten zwei Monaten von 2021 gelesen und gibt es ein Highlight, das ihr unbedingt teilen möchtet?

Liebe Grüße