Achtung! Du bist im Begriff, den Reisebericht einer untrainierten, unerfahrenen, grün-blauäugigen Wanderin zu lesen, die nicht garantieren kann, dass irgendeine der enthaltenen Informationen Sinn macht oder einen Mehrwert hat! Trotzdem noch Interesse? Yay! Also legen wir los:
Da bin ich wieder! Scheintot, gestresst, überrollt vom Arbeitsalltag, aber bereit, endlich meine Hike-Erfahrungen mit euch zu teilen. Gleich vorab: diesen Text habe ich an meinem zweiten Rastplatz, dem wunderschönen Campingplatz Valmetal geschrieben, an dem ich auch kurzerhand bis zum Schluss geblieben bin. Nicht nur wegen seiner traumhaften Lage, sondern auch, weil ich nach über 34km und rund 1.000 Höhenmetern einen leichten Hitzestich hatte, der mich davor gewarnt hat, weiter zu laufen. Kein Wunder bei kuscheligen 32°C mit 12kg Gepäck auf dem Rücken und viel offener Strecke. Dennoch reichen diese gelaufenen Kilometer, um ein paar Dinge festzuhalten:
1) Nach jedem Aufstieg kommt ein Abstieg – gefolgt von einem noch viel krasseren Aufstieg und dann steht man da, hofft auf die große, geniale Aussicht, sieht aber leider das Tal vor lauter Bäumen nicht. Und der einzige Gedanke, den man noch fassen kann, ist: “”$@+3!$3!!!”
2) Mitten auf einem Ameisenbau stehenzubleiben, ist keine gute Idee – nein, echt jetzt. Die ganze Sache mit “eins mit der Natur werden” ist ja wirklich nett, aber mit den nackten Beinen Teil einer Ameisenstraße zu sein… Kommt nicht ganz so geil. Einziger Trost: Stampft man wie von der Tarantel gestochen durch die Gegend, verjagt es nicht nur die krabbelnden Mitreisenden, sondern belustigt auch noch die umstehenden Anwohner.
3) Wenn Googlemaps sagt, dass da kein Weg ist, dann ist da wirklich kein Weg! Auch nicht, wenn man denkt “Ach, als ob der da jetzt für 300 Meter unterbrochen ist. Nehm ich trotzdem.” Ja, auch dann steht man mitten im Nichts, muss einen Bach überqueren, sich per Stock durch das Dickicht schlagen, aufhören, die Brennesseln zu zählen und hoffen, irgendwann die offizielle Fortsetzung zu finden.
4) Wenn Googlemaps sagt, dass da ein Weg ist, heißt es nicht, dass der Weg begehbar ist. Manchmal ist es auch ein sausteiler Abhang aus reinem Geröll, auf dem man per Schlitten hervorragend herunterrutschen könnte – würde es nicht einen halben Meter entfernt ziemlich steil in die Tiefe gehen. Also klammert man sich doch lieber am Wanderstock fest, hofft das Beste und arbeitet sich im Schneckentempo voran.
5) Man sollte nie mehrere Tage wandern, wenn man keinen zu 100% gut sitzenden Rucksack hat, bei dem der Hüftriemen den Großteil des Gewichtes trägt, wenn man nicht zu 100% weiß, dass seine Strecke funktioniert (gute Wander- und typografische Karten können helfen) und man sich vorher nicht genau mit der Beschaffenheit des Terrains auseinandergesetzt hat. Sonst könnte es nämlich sein, dass man deutlich mehr Höhenmeter überwinden muss, als geplant und deutlich mehr ungeschützte, extrem heiße Landstraße läuft, als jedem Menschen gut tut.
6) Trotz all dem Scheiß und Schmerzen in nahezu jeder Faser meines Körpers lohnt es sich. Es lohnt sich für jeden Ort, an dem man stehenbleiben muss und der Mund von ganz alleine das Wort “Wow” formt. Es lohnt sich für jede nette Unterhaltung mit den Dortbewohnern, die dir bereitwillig die Wasserflaschen füllen, dich zum Essen einladen und dich fragen, ob sie dir helfen können. Für jede unverhoffte Blume, die aus den Felsen wächst, für jede Eidechse, die dir über den Weg läuft, für jede sternenklare Nacht, jedes Lachen, das einem einfach über die Lippen kommt. Und es lohnt sich für jedes erreichte Ziel, an dem man die schönsten Sonnenuntergänge sehen, in Ruhe schreiben und denken kannst: Genau das ist Freiheit. Das ist das, was ich brauche, um frei zu atmen, meine Gedanken zu sortieren und zu akzeptieren, wer ich eigentlich bin.
Geendet hat meine Reise übrigens bei meinen wunderbaren Großeltern, bei denen ich auch meinen Papa getroffen habe (fühlt euch an dieser Stelle ganz lieb gegrüßt). Ein absolut würdiger Abschluss einer ereignisreichen Reise. Aber würde ich es wieder machen? Und was würde ich nächstes Mal ändern? Zwei Fragen, die ich mir nach der Reise gestellt habe und schnell beantworten konnte. Erst einmal: Ja, ich würde es jederzeit wieder machen und definitiv wieder alleine. Etwas, das ich jedem empfehlen kann, der eine echte Auszeit braucht. Denn wenn ihr alleine seid, könnt ihr euer eigenes Tempo finden. Ihr könnt Pausen machen, wann ihr wollt, müsst nicht warten, entscheidet selbst, ob ihr reden wollt oder nicht und erhaltet dadurch die Chance, einmal richtig abzuschalten.
Obwohl es nur knappe vier Tage ohne Internet waren, habe ich in der Zeit mehr über mich und meine Wünsche herausfinden können, als in den gesamten letzten Jahren. Eigentlich ziemlich erschreckend, aber mal ehrlich: Wann seid ihr mehr als ein paar Stunden komplett mit euch alleine? Ohne Handy, Internet, Freunde, Kollegen oder Familie? Wann hattet ihr mal die Chance, einfach nur zu laufen und dabei ohne Zeitdruck Thema für Thema angehen zu können? Ich habe mich jedenfalls noch nie so kaputt und glücklich mit mir selbst gefühlt. Noch nie. Und das komplett ohne Make-up.
Und trotzdem würde ich nächstes Mal Dinge anders machen – organisatorische Dinge. Ich bräuchte einen besser sitzenden Rucksack, eine hochwertigere Isomatte/Luftmatratze, eine gute Wanderkarte für das Gebiet, eine längere Planungsphase und vor allem: vorab geplante Ruhetage! Für jemand Untrainierten ist es utopisch zu glauben, rund 80km in vier Tagen mit Gepäck laufen zu können. Manchmal braucht der Körper einfach einen Tag, an dem er sich regenerieren kann. Kleine Wanderungen vor Ort sind dabei kein Problem, aber ganze Etappen sollte man nicht unterschätzen. Hier war ich definitiv zu ambitioniert und würde beim nächsten Mal weniger Etappen über einen längeren Zeitraum einplanen. Zumal Ruhetage dabei helfen, seine Gedanken zu sortieren.
Nun habe ich ziemlich viel drumherum geredet und vielleicht fragt ihr euch: Was waren denn nun die sagenumwobenen Erkenntnisse? Doch wohl kaum die Sache mit dem Ameisenbau oder dem Abhang? Nun, vieles ist privat und betrifft grundlegende Entscheidungen wie Job, Beziehung und Wohnort. Ein Teil betrifft allerdings auch den Blog. Ich habe in der Zeit akzeptiert, dass ich den Blog vermutlich nie wieder so führen kann wie vor rund drei Jahren – dabei wollte ich irgendwann dahin zurück. Tägliche Postings, viele kreative Looks, viele Make-ups. Eine Wunschvorstellung, die ich euch gerne versprechen würde, aber das kann ich nicht. Denn anders als damals arbeite ich jetzt Vollzeit mit Überstunden, habe endlich die Möglichkeit, mehr von der Welt zu sehen und möchte dem kreativen Schreiben mehr Zeit einräumen.
Man darf sich zurecht fragen: Und wo bleibt dann noch Zeit für den Blog? Gute Frage. Aber auch darauf gibt es eine Antwort: Jetzt. Jetzt gerade nehme ich mir die Zeit, weil ich es möchte und mein Herz sehr an meinem Blog hängt. Ich will, kann und werde ihn nicht loslassen. Aber ich werde ihn auch nicht unter Druck mit Content volldröhnen, mir Beiträge aus den Fingern saugen und mein Leben daneben zurückstellen. Stattdessen will ich mein Leben mit euch teilen, es genießen, Beiträge zu schreiben und mich darüber freuen, wenn ich sie veröffentlichen kann.
Kurzum: Jadeblüte bleibt bestehen und behält auch seinen Beautycharakter mit all den Marken bei (fünf Reviews sind bereits getippt). Aber ihr werdet auch mehr von “Franzi” sehen, von meinem Leben, das aus Arbeit, Reisen, Büchern und Filmen besteht, aus Freunden und aus Städtetrips. Ich werde euch keine festen Veröffentlichungstage nennen, keine Postingsanzahl pro Woche, aber ich kann versprechen, dass hinter jedem Post der Wunsch stehen wird, genau das mit euch zu teilen. Und dafür werde ich mir gerne die Zeit nehmen.
Am Ende bleibt mir nur noch zu sagen: Ich würde mich freuen, wenn ihr Lust habt, euch auch diese Zeit zu nehmen und zu bleiben. Auch, wenn es nur hin und wieder einen Beitrag gibt.
P.S. Da die Frage immer wieder aufkam: nein, ich habe keine Kamera mitgeschleppt, sondern mich einzig und allein auf mein Handy verlassen. Dank Flugmodus hat es auch akkutechnisch prima mitgemacht 🙂
10 Comments
Lila
Sehr interessante Eindrücke und schön, dass du heil angekommen bist! Ich kann viele deiner Gedanken definitiv teilen. Viele in meinem Umkreis greifen bei jeder Gelegenheit zum Handy und sind häufiger wütend, wenn ich mein Handy mehrere Nachmittage auf lautlos stehen habe weil ich einfach Zeit für mich selbst brauche. Hiking wäre aufgrund des Gepäck-Rumschleppens nichts für mich, aber es täte mir sicher gut, eine etwas weitere Strecke an einem Tag zurückzulegen. Nun sind die Semetesterferien fast wieder vorbei… und ich bereue es allmählich, die meiste Zeit mit einem Seminar verbracht zu haben. Irgendwann hängt dir die Uni bzw. das Lernen und Lesen so aus dem Hals raus, dass du um jeden Preis und schnellstmöglich fertig werden möchtest. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, wenn ich auf das Seminar verzichtet hätte und in den Urlaub gefahren wäre. Nun steht die nächst Abschlussarbeit vor der Tür und ich fühl mich alles andere als ausgeruht und motiviert.
Ich freue mich, wenn du mit dem Blog neue Wege gehst. Meiner Meinung nach muss es nur Beauty sein. Ich schreibe seit geraumer Zeit auch hin und wieder auch mal Gedanken nieder oder schreib mal etwas über Musik. Nach 5 Jahren Konsumkritik und Aufbrauchen kann ich nicht mehrmals die Woche darüber sinnieren, da ist schon fast alles gesagt worden, was ich sagen wollte. Ich habe in letzter Zeit anfangen Blogs zu lesen, die sich mit dem kreativen Schreiben, Kochen oder Büchern beschäftigen.
Franzi Kopka
Ohje, dein Leben klingt ja zurzeit auch wirklich stressig und ich bewundere es, dass du dich in deinen Semesterferien auch noch für ein freiwilliges Seminar entschieden hast. Ich habe mich in den Ferien meist schlecht gefühlt, weil ich so viele Chilltage dabei hatte, an denen einfach nichts Produktives rauskam – am Ende sind wohl beide Wege nicht perfekt. Ich hoffe jedenfalls, dass du nach der nächsten Abschlussarbeit mal ein wenig durchatmen kannst. Und gerade beim Wandern – auch ohne Gepäck – kann man das wirklich sehr gut. Vor allem habe ich gemerkt, dass die Handyfrei-Akzeptanz bei so einer Wanderung deutlich höher ist als im Alltag. Viele haben mich zwar gefragt, wie ich es so lange ohne Internet aushalten könnte (eigentlich erschreckend), aber am Ende war keiner böse, dass ich die Nachrichten vier Tage lang ignoriert habe. Schalte ich das Handy aber mal im Internet aus, kann ich deine Erfahrungen leider teilen… Wir haben uns einfach viel zu sehr daran gewöhnt, ständig erreichbar zu sein. Dabei ist es für die eigene Gesundheit wichtig, auch mal komplett offline sein zu dürfen. Schade, dass vielen das Verständnis dafür fehlt.
Was den Blog angeht, bin ich sehr froh über das Feedback von dir und auch den anderen. Es ist schön, so viele zu sehen, die Änderungen gegenüber offen sind und mich nicht aufgrund der neuen Themen sofort entabonnieren.
Darf ich eigentlich fragen, unter welchem Link du zurzeit deine Gedanken aufschreibst? Deinen alten Blog kann ich nämlich nicht mehr aufrufen, da dein Profil wohl auf privat ist?
An dieser Stelle auch ganz lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar 🙂
Unknown
Hallo Franzi,
vielen Dank für diesen inspirierenden Beitrag. Eine solche Reise einfach anzugehen ist mutig. Vielen Dank dafür, dass du deine Erfahrungen geteilt hast. Für eine solche Reise fehlt mir im Moment die Freizeit und auch der Mut, sie allein durchzustehen, aber in Zukunft werde ich für eine Wandertour mit meinem Mann sicherlich auf deine Tipps zurückkommen.
Auf den "neuen" Jadeblüte-blog freue ich mich. Eine gute Mischung aus Beauty und Gemischtcontent mit Persönlichkeit ist genau mein Ding, und jeden Tag einen neuen Eintrag könnte ich auch gar nicht lesen. Stattdessen habe ich festgestellt, dass man sich umso mehr freut, wenn dann ganz unerwartet mal ein Blogeintrag im Bloglovin feed auftaucht.
Franzi Kopka
Ganz ganz herzlichen Dank für dein tolles, positives Feedback. Es freut mich wirklich, zu sehen, dass der Beitrag und auch meine künftige Blogausrichtung auf Zuspruch stoßen und dass ich den ein oder anderen sogar inspirieren konnte. Denn am liebsten würde ich mit diesem Gefühl von Freiheit alle Menschen anstecken, die in ihrem Alltagstrott gefangen sind und verlernt haben, einfach mal das Handy beiseite zu legen und wieder für sich selbst zu leben. Nur leider muss man es am eigenen Leib erfahren, weshalb ich hoffe, dass dein Mann und du einmal Zeit finden werdet, eine solche Wandertour anzugehen 🙂 Und sei es nur für eine ganz kurze, aber intensive Zeit.
Viele Grüße,
Franzi
Donna
Ich finde es toll, dass du dir diese Zeit genommen hast! Es ist auch sehr inspirierend! Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, eine solche Wanderung zu unternehmen, dabei finde ich den Gedanken sehr schön…
Wenn man (wie ich) junge Mama ist, ist das mit dem Auszeit nehmen allerdings ein wenig anders… Meine Auszeit sind für mich ehemals alltägliche Momente wie z.B. eine ausgedehnte Hautpflege oder das Schminken… das ist nicht viel Zeit! Gut, wenn man dann grundlegende Fragen vor dem Baby für sich klären konnte 😀
Franzi Kopka
Erst einmal vielen Dank für deinen tollen Kommentar. Als junge Mama stelle ich mir das mit der Auszeit auch wahnsinnig schwierig vor. Zumal Kinder ohnehin viel zu schnell groß werden und man einfach jede Sekunde mit ihnen genießen möchte. Aber vielleicht muss es ja gar nicht die große Wanderung sein, sondern auch nur mal eine einfache Tagestour auf eigene Faust. Das lässt sich mit Verwandten, Bekannten, Freunden meist etwas leichter realisieren und man kommt trotzdem einmal komplett aus dem Alltagsstress heraus 🙂 Ich kann auf jeden Fall sagen, dass schon der erste Tag richtig gut getan hat und ich gedanklich einige große Baustellen abarbeiten konnte, die ich monatelang mit mir herumgeschleppt habe.
Liebe Grüße,
Franzi
Tetris
Danke für den schönen Beitrag! Ich habe auch schon so lange Lust auf so eine Wandertour… und jetzt noch mehr! 😀 Zeit zum Nachdenken und nur-mit-sich-selbst-auseinandersetzen kann man zwischendurch echt gut gebrauchen.
Und wg Blog: Ist meiner Meinung nach egal, wie oft, weil es doch darum geht, dass DU daran Spaß hast. Ich bin und bleibe auf jeden Fall Leserin 🙂
Franzi Kopka
Es freut mich sehr zu hören, dich als Leserin zu behalten 🙂 Und natürlich, dass dir der Beitrag gefallen hat. Vielleicht kann er dich ja wirklich irgendwann mal dazu inspirieren, dir selbst einen Rucksack zu schnappen, deine sieben Sachen reinzuwerfen und loszuziehen. Sei es für ein paar Stunden, einen Tag oder eine Woche.
Viele Grüße,
Franzi
Beauty-Reviews & More
Das sieht nach einer sehr schönen Auszeit aus 🙂 Tolle Fotos und wenn es Dich weitergebracht hat in Deinen persönlichen Erkenntnissen, umso besser. Mit dem Bloggen sollte man sich gar keinen Stress machen – ich höre immer öfter, dass Blogger ausgebrannt sind und die Motivation für dauerhaften Content fehlt. Ich fahre am besten damit, es als reines Hobby zu betrachten; da ist man losgelöst von jedem Druck und kann einfach nur das tun, wann und was man möchte. Liebe Grüße
Franzi Kopka
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar und du hast leider Recht. Ich kriege auch immer wieder mit, dass das Bloggen nur noch eine Belastung ist und man es am liebsten aufgeben würde, wäre nicht das Geld der Sponsored Posts. Aber soweit möchte ich es auf keinen Fall kommen lassen und deshalb denke ich, ist dein Weg genau der Richtige. Bloggen sollte nämlich auch neben dem Geschäftsaspekt ein Hobby bleiben. Etwas, das Spaß macht und im Alltag einen Ausgleich schafft 🙂
Liebe Grüße,
Franzi