Medien sind aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Jeden Tag stehen wir vor einer Flut von Informationen, die wir überhaupt nicht alle verarbeiten können. Kein Wunder, dass die Generation Z mit einem hohen Hang zum Multitasking aufwächst und schnelle Medien wie Snapchat bevorzugt. Kleine Häppchen, flüchtiger Input, angucken, vergessen, weiterklicken. Nicht etwa, weil sie kein Interesse haben, sondern weil es nicht mehr anders geht.
Ich selber bin noch Teil der Generation Y. Ebenfalls ein Digital Native, der Medien intuitiv bedient und ihre Vorzüge zu schätzen weiß, sich aber auch an eine Zeit davor erinnern kann. An umständliches Verabreden mit den Freunden via Festnetz und ewiges Warten, wenn ein Bus Verspätung hatte. An Kleingeld für Telefonzellen, um Mama zu bitten, einen abzuholen. An große Papierkarten auf dem Weg in den Urlaub und die zehnmalige Frage: “Sind wir hier richtig?” Keine Handys, kein Google Maps – keine Informationsüberflutung.
Stattdessen habe ich als Kind den Sommer damit verbracht, stundenlang draußen zu sein, Tipis aus Holz zu bauen, Bobbycar-Rennen zu veranstalten und auf Bäume zu klettern. Im Winter wurde gemalt, gebastelt, dabei Hui-Buh von der Schallplatte gehört. Und manchmal vermisse ich diese Zeit. Ich vermisse den freien Kopf, der sich nur mit der Frage beschäftigt, ob ich von dem Baum wieder runterkommen werde. Ich vermisse die verpeilten Urlaubsfahrten und ich vermisse die limitierte Computerzeit, in der 30 Minuten wertvoller waren als heute 30 Stunden.
Klar, wenn wir mal ehrlich sind, gehört einiges zum Erwachsen werden dazu und hat nichts mit dem Generationswechsel oder den Medien zu tun. Trotzdem ist es heute anders. Mit Snapchat und Co. werde ich als Nutzer nicht richtig warm, weil es mir zu viel ist. Ich kann nicht hundert Leuten folgen und im Sekundentakt durchswitchen. Manchmal ist ein Foto mit fünf Hashtags auch nicht ausreichend, um auszudrücken, was ich sagen will und wenn ich eine Person gerne habe, will ich sie nicht zehn Sekunden wieder vergessen. Aber genau darauf läuft es hinaus, wenn ich nicht riskieren will, permanent Kopfschmerzen zu haben. Wir müssen selektieren und Informationen vergessen, die nicht relevant sind. Nur vergessen wir dabei manchmal, was wirklich wichtig ist.
Als 24-Stunden-Denker, dem es schwer fällt, abzuschalten, beschäftigt sich mein Kopf permanent mit hundert Dingen. Auch wenn ich wochenlang nicht blogge, ist der Blog dabei immer präsent. Ich mache mir Gedanken, wie viele Beautyprodukte noch hier liegen und wie ich es schaffen soll, sie alle rechtzeitig zu testen. Ich frage mich, wie ich wieder mehr Klicks kriegen kann, welche Postings besonders gut ziehen und was ich lassen sollte. Ich ärgere mich, wenn ich es wieder nicht geschafft habe, Fotos zu machen oder eine Schreibblockade habe und dann gibt es da noch mein Herz.
Es schlägt nach wie vor für meinen Blog und ein Leben ohne kann – und will – ich mir nicht vorstellen. Völlig ungeachtet der Klickzahlen. Aber was will ich dann? Weniger Beauty, um der Samples Herr zu werden? Mehr Reiseberichte, mehr Privates? Bald werde ich arbeiten und weniger unterwegs sein. Habe ich dann überhaupt noch was zu erzählen? Ich habe keine Ahnung. Mein Kopf ist voll mit Ansätzen, Ideen, aber mir fehlt der Durchblick. Und die Zeit, darüber nachzudenken.
Vergangene Woche kam mir dann ein Gedanke, der sich über Nacht zu einem konkreten Plan entwickelt hat. Geld für eine große Reise vor der Arbeit habe ich nicht. Außerdem habe ich in den letzten Wochen so viel gesehen und erlebt, dass ich Pause brauche, um es zu verarbeiten. Deshalb möchte ich vier Tage lang abschalten. Das Handy, das Internet, meinen Alltag. Wenn ihr das hier lest, sitze ich bereits bewaffnet mit meinem kleinen 1-Mann-Zelt, Sommerschlafsack und Isomatte in dem Zug ins Sauerland, um vier Tage von Zeltplatz zu Zeltplatz zu wandern. Das Handy wird in dieser Zeit offline bleiben und nur im Notfall als GPS-Ortung fungieren. Einzige Elektrogeräte sind meine Kamera und mein Tablet (ohne Internet), das neben einem Collegeblock dazu dient, mich dem kreativen Schreiben zu widmen und meine Gedanken zu sortieren. Immer dann, wenn ein Ort dazu einlädt, mich hinzusetzen und durchzuatmen.
Da es mein erster Hike ganz alleine ist, bin ich gleichermaßen nervös und voller Vorfreude. Meine größten Bedenken gelten der Wasserversorgung, da es heiß wird und ich sowieso dazu neige, zu wenig zu trinken. Auch meine Route ist nicht zu 100% festgelegt, sodass ich sicher mehr als die geplanten 15km pro Tag zurücklegen muss – an sich kein Problem, solange ich vor Einbruch der Dunkelheit den Zeltplatz erreiche. Ansonsten bin ich aber ganz entspannt und freue mich wahnsinnig, mich von der Natur inspirieren lassen zu dürfen.
Fühlt ihr euch manchmal auch so überfordert, wenn ihr mit Smartphone durch die Stadt rennt und tausend Eindrücke auf euch einprasseln? Und habt ihr schon mal einen medienfreien Hike gemacht?
9 Comments
Beauty-Reviews & More
Das ist eine tolle Idee und ich wünsche Dir eine stressfreie Zeit, in der Du richtig abschalten kannst. Ich bin übrigens noch aus der Generation, in der mal ein Telefon mit Wahlscheibe betätigte 🙂 Und gerade mir ist oftmals alles zu viel…Snapchat mochte ich noch nie und ich habe bis heute nicht verstanden, was daran so toll sein soll, ebenso Twitter. Instagram nutze ich gern als Inspiration, aber die Schnelllebigkeit ohne Tiefgang merkt man natürlich da auch ganz besonders. Beim Bloggen schreibt man wenigstens noch ganze Sätze und auch mal längere Texte, obwohl die von vielen vermutlich nicht mal richtig gelesen werden.
Eine digitale Auszeit – oder, wie es auf Youtube mal genannt wurde "Digital Detox" finde ich sehr sinnvoll. Ich habe mein Handy z.B. nie dabei, wenn ich unterwegs bin, alles kann warten, bis ich wieder zu Hause bin. Meinen PC und das Handy an sich setze ich mittlerweile viel gezielter ein, denn auch ich habe mich natürlich davon anstecken lassen, stundenlang durch die Blogs, Insta und weiß der Geier zu scrollen. Der PC bleibt jetzt oft aus, ein gutes Buch wird gelesen und ich genieße die Wohnung in gänzlicher Stille sehr gerne. Ich brauche nicht ständig Reizüberflutung, viele Geräusche oder Animation, welcher Art auch immer.
Liebe Grüße und ich hoffe, Du kannst Deine Zeit genießen!
Eluin
Eine klasse Idee. Ich merke auch, wie schnell mir alles zu viel wird. Snapchat z.B. gar nicht meins. Instagram – nur ausgedünnt, aber eine schöne Inspiration. Ansonsten doch lieber bloggen, lesen und mich in Ruhe mit den Dingen beschäftigen. Gerade beim Bloggen nehme ich mir daher auch Zeit meine Beiträge in Ruhe aufzuarbeiten. Mir ist mittlerweile Qualität, Achtsamkeit und Entspannung deutlich wichtiger, als mal eben schnell ein Update zu posten.
Ich finde übrigens toll, dass du deine Schreibsachen mit nimmst. Bin schon auf neue Texte von dir gespannt.
Alles Liebe dir und ganz viel Spaß <3
Isa
Medienfrei unterwegs zu sein, kann wirklich befreiend sein finde ich. Ich kann zwar "nur" sagen, dass ich manchmal einen Spaziergang gemacht habe ohne Handy, Kamera oder sonstiges – die Ruhe, ist entspannend.
Mit dem 24-Stunden-Denker, diese Situation kann ich auch sehr gut nachvollziehen, weil ich selbst dazu zähle… es kann manchmal ne Qual sein, den Aus-Knopf nicht finden zu können. Man selbst gewöhnt sich dran, aber das Umfeld…
Nun gut, ich finde wenn du z. B. nicht über Beauty bloggen möchtest überhaupt nicht schlimm 🙂 Blogs die wandelbar sind, finde ich viel spannender 🙂
Ein leckeres Rezept, schöne Bilder irgendwas 🙂
Reine Beautyblogs lese ich nicht mehr so verstärkt wie früher, weil es einfach zu viel ist. So viel Geld um alles nachzukaufen was mir gefällt habe ich sowieso nicht 😀 nein, im ernst, es ist einfach zu viel geworden.
Liebe Grüße
Tetris
Schöner Artikel, mir schwirren sehr oft ähnliche Gedanken durch den Kopf… Viel Spaß bei deinem Ausflug! <3
Vicky
Sehr schön! Ich wünsche dir sehr viel Spaß bei deinem Ausflug und dass dir die medienfreie Zeit viel Spaß macht. Vielleicht bekommst du den Kopf schön frei und kannst dich wieder toll an Kindertage erinnern und dich wieder entspannt zurück lehnen! 🙂
shalely
Ich bin sehr gespannt, was du berichten wirst, wenn du zurück bist. Zwar bin ich mit meinen fast 40 Jahren auch noch komplett ohne Handy & Co. groß geworden, aber irgendwie kann ich mir mehrere Tage ohne Social Media kaum noch vorstellen. Echt erschreckend, wenn da so drüber nachdenkt.
Sally
Hab viel Spaß und erhole ich gut. Vielleicht findest du in der Zeit wieder deine Gedanken und weißt wohin dich dein weiterer Weg führen wird!
Lila
Ich bin im Urlaub größtenteils medienfrei unterwegs. Wenn ich Urlaub habe, möchte ich nicht den ganzen Tag mit meinen Freunden chatten oder mich mit Nachrichten befassen. Bin gespannt, wie dein Trip gelaufen ist.
Roselyn
Toll geschrieben! Ich kann mich in vielen Punkten wiederfinden und hoffe, deine Auszeit war schön.