Erinnert ihr euch noch an mein »215 Lipsticks Experiment? Inspiriert von »Carina habe ich mich vor zwei Jahren der Challenge gestellt, jeden Tag einen anderen meiner 215 Lippenstifte zu tragen. Das Ziel dieser Aktion? Lieblinge entdecken, ranzige Kandidaten wegwerfen, doppelte Farben aussortieren. Und am Ende über eine kleine, aber ausgewählte Sammlung freuen. Am Anfang lief es sogar richtig gut. Nach »45 Lippenstiften gab es brav einen Zwischenstand, aber was ist danach passiert?

Zeit vs. Spaß vs. Menge

Kommen wir zu Problem Nr. 1, das zum Scheitern geführt hat. 215 Lippenstifte bedeutet knapp ein Jahr lang unterschiedliche Farben und Texturen. Was erstmal spannend klingt, wird schnell zum Fallstrick, denn nicht immer habe ich Lust auf die gezogene Farbe. Stattdessen wache ich super oft auf und weiß sofort, welchen Lippenstift ich heute tragen möchte. Ja, dadurch kommen die anderen wieder zu kurz, aber nein, schminken mit Zwang ist nichts für mich. Make-up sollte mir schon immer Spaß machen und mit jedem Tag, den ich nicht selber bestimmen konnte, ging mir die Motivation abhanden.

Daneben wurde das Projekt für mich immer unübersichtlicher. Durch PR Samples kamen oft 5-20 neue Lippenstifte auf einmal dazu. Einige habe ich geswatched und vorgestellt, andere kamen direkt in die Kiste, die nicht leerer werden wollte. So wurden aus 215 Produkten 250, 280 und irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Stattdessen habe ich Ende vergangenen Jahres die Entscheidung getroffen, radikal auszusortieren, um wieder Land zu sehen. Das Ergebnis ist ein gefüllter »Beautysale auf Instagram, ein halb so leerer Korb und ein viel besseres Gefühl.

Warum ich doch Saisonträgerin bin

Ein Problem das ich vorher nicht gesehen habe, hat tatsächlich etwas mit Jahreszeiten zu tun. Natürlich habe ich meine Favoriten pro Jahreszeit, aber ich habe mich nie für eine starke Saisonträgerin gehalten. Aufgefallen ist es mir erst durch dieses Experiment. Vielleicht erinnert ihr euch an mein erstes Fazit, in dem ich die Enttäuschung des Monats ausgezeichnet habe. Der Award ging an Dior Blush. Ich habe mich damals wirklich gefragt, warum ich ihn so sehr geliebt habe – und die Antwort habe ich im Frühling wiedergefunden.

Sheere Lipsticks sind einfach nichts für meine Looks im Herbst und Winter. Dort greife ich zu 90% zu stark deckenden Tönen, die lange halten und gerne intensiver, dunkler aussehen. Versucht sich dann ein Dior Addict gegen den perfekten Herbstton zu behaupten, kann er nur verlieren. Hole ich ihn jedoch im Frühling zu einem zarten Make-up raus und lege mehr Wert auf Pflege als Haltbarkeit, ist Dior Blush plötzlich wieder oben auf der Liste. Diese Erkenntnis hatte ich schon 2018 und auf einmal war klar, dass es keinen Sinn macht, täglich einen Zufallskandidaten zu ziehen.

Vom Entdecken neuer Favoriten

Auch wenn ich mich wiederhole: Make-up soll Spaß machen. Warum soll ich mich also dazu zwingen, eine Nuance zu verwenden, auf die ich vielleicht erst nächste Woche Lust habe? Oder eine andere Farbe 200 Tage nicht mehr zu nutzen, obwohl ich sie aktuell liebe? Denn genau das ist mir bei diesem Experiment oft passiert. Ich habe alte und neue Favoriten entdeckt, die ich lange vergessen oder gerade neu bekommen habe – und dann ständig tragen wollte. Es hat mir das Schminkherz gebrochen, sie einfach in die Schublade zu packen. Und genau deshalb hatte der Kandidat am nächsten Tag immer schlechte Karten. Am Ende konnte ich gar nicht mehr sagen, ob ich einen Lippenstift wirklich nicht mag oder ihn nur im direkten Vergleich nicht ganz so perfekt finde.

Und was ist mit dem Ziel?

Obwohl ich die Challenge abgebrochen habe, würde ich hinter alle Ziele ein Häckchen machen. Ich habe immer wieder die Kiste aussortiert, mich von vielen Farben getrennt, alte Töne wiederentdeckt und eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Mir steht das, worauf ich Lust habe. Von Dunkelrot über Knallpink bis hin zu Braun gibt es in jeder Farbfamilie Schätze, die ich lieben gelernt habe – auch wenn eine Typberatung vielleicht anderes sagen würde. Und dennoch muss ich nicht mehr alles behalten. Nuancen, die sich zu sehr ähneln, haben mich verlassen, reine “Die brauch ich noch für ein kreatives Projekt”-Lipsticks sind ebenfalls ausgewandert. So bleibt eine immer noch sehr beachtliche Sammlung von über 180 Lippenstiften, die ich Stück für Stück verkleinere. Nur in meinem eigenen Tempo mit eigenen Regeln.

Da ich weiß, dass einige von euch selber dieses Experiment durchgeführt haben, würde mich super interessieren, wie es bei euch gelaufen ist? Habt ihr es durchgezogen und gut aussortieren können? Oder gab es auch Gründe dafür, das ganze ad acta zu legen und auf eine eigene Art weiterzumachen? Und an die, die zum ersten Mal von diesem Experiment hören: Wäre es etwas für euch?

Liebe Grüße,