Das Märchen der DINKs

Wir sind das, was man in der Sozialwissenschaft so liebevoll als DINK bezeichnet – Double Income No Kids. Ein junges Paar, das Vollzeit arbeitet, noch keine Familie gegründet hat und demnach keinen Fokus auf die Vereinbarkeit von Familie und Job legen muss. Statistisch gesehen haben DINKs mehr Geld als junge Familien und leben den Traum vieler: Freiheit, ständig im Urlaub, eine große Wohnung, keine Verpflichtungen. Kein Wunder, dass DINKs im Marketing eine beliebte Zielgruppe sind.

Aber auch wir tragen unsere Päckchen, die ganz weit weg von diesem Sozialmodell sind. Wir haben beide keine Managergehälter, unsere Wohnung ist dank der Wohngegend einfach günstig und die Urlaubstage? Üblicher Durchschnitt. Dazu kommen unsere unterschiedlichen Arbeitszeiten. Im Marketing kann ich es mir recht flexibel einteilen und da ich ein Morgenmensch bin, sitze ich gerne um 7 Uhr auf meinem Platz. Gehen kann ich irgendwann zwischen 16 und 18 Uhr, die Wochenenden sind frei. Ganz anders sieht es bei meinem Freund aus. Hier schwebt das große böse Wort im Raum: Gastronomie. Wer schon einmal dort gejobbt hat, kennt die ungefähren Arbeitszeiten und kann sich vorstellen, wie schnell man einen ganz eigenen Rhyhtmus entwickelt.

Die Kunst vom gemeinsamen Takt

Als wir uns kennengelernt haben, war ich in einer Agentur tätig mein Freund in der klassischen Gastronomie. Oft mit Spätschichten ab 17 Uhr, Ende offen, Sonn- und Feiertags Vollzeit eingespannt, der einzig freie Tag Donnerstag. Legt man diesen Zeitplan mit meinem heutigen zusammen – ich denke, ihr seht das Problem. Während unserer Fernbeziehung waren unsere gemeinsamen Urlaube die einzigen Inseln, auf denen wir richtig Zeit füreinander hatten. Im Alltag blieben uns nur Stunden, viel Schlafmangel, Fahrerei und der immer stärkere Wunsch, zusammenzuziehen. Nicht zu vergessen das Leben neben der Beziehung, Hobbys, Freunde, Familie. Hier den richtigen Rhtyhmus zu finden, war unglaublich schwer. Dass eine Beziehung darunter leiden kann, hat jeder schon einmal erlebt, der in einer ähnlichen Situation war. Umso wichtiger ist es für uns geworden, an der Zeit zu Zweit zu arbeiten.

Vor zwei Jahren sind wir dann endlich zusammengezogen und mit dem Umzug kamen die neuen Jobs. Ich habe das Agenturleben hinter mir gelassen und auf Unternehmensseite gewechselt, mein Freund hat der klassischen Gastro Adé gesagt und in einem Café angefangen. Unsere Arbeitszeiten? Weit entfernt von identisch, aber immerhin sehen wir uns seitdem täglich im wachen Zustand. Umgeben von einem Alltag, der auch ohne Kinder wahnsinnig stressig ist. Und oft erschreckend wenig Zeit für das Wir lässt.

Von den kleinen Ritualen

Einen gemeinsamen Takt haben wir in kleinen Ritualen gefunden, an die wir uns immer wieder erinnern müssen. Rituale, die uns helfen, unsere Zeit besser einzuteilen, alle Jobs, kreativen Hobbys, Freunde und Familie unter einen Hut zu kriegen. Seit diesem Jahr haben wir uns bewusste Paarzeit eingetragen. Mindestens einmal im Monat gehören zwei Tage nur uns beiden – ohne Termine, ohne Arbeit. Manchmal muss ich mir dafür Urlaub nehmen, manchmal haben wir Glück und mein Freund kriegt ein Wochenende frei.

Daneben haben wir klassische Datenights eingeführt, an denen wir uns im Wechsel einladen, nehmen uns Zeit ohne Notebooks und Handys und schenken uns Erlebnisse anstatt materieller Dinge. Es sind alles kleine Inseln, die uns gemeinsam glücklich machen. Und dennoch benötigen wir hin und wieder einen Tapetenwechsel. Manchmal reicht ein Kurztripp an die See, einmal im Jahr muss es jedoch ein großer Urlaub sein, in dem es nur uns gibt. Als Paar egoistisch sein, die Handys ausschalten und das Erlebnis genießen. Genau das haben wir Ende April wieder vor und ich kann euch nicht sagen, wie sehr wir uns freuen.

Unsere Beziehung mag einer der Klassiker sein, aber daneben gibt es unendlich viele Modelle von Beziehung, Liebe und der großen Frage: wie viel Zeit zu Zweit brauchen und wollen wir? Über ein anderes Modell schreibt heute »Mel, die als Bloggerin, Ehefrau und Mutter ganz andere Herausforderungen hat als ich. Und doch gibt es viele Punkte, die ich genauso unterschreiben kann.

Aber wie ist es bei euch? Habt ihr einen gemeinsamen Rhythmus mit eurem Partner/eurer Partnerin gefunden? Gibt es Rituale, die ihr teilen könnt, um andere zu inspirieren? Oder habt ihr eher Probleme damit, Zeit für euch selbst zu finden?

Liebe Grüße,