Da ich nicht nur Musicals liebe, sondern in der Nähe von Oberhausen wohne, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, was wohl auf Tarzan folgen wird. Kriegen wir vielleicht Elisabeth zurück? Wird Anastasia aus Stuttgart weiterziehen? Was wäre mit einer neuen Inszenierung von Rebecca und wie lange gab es schon keine deutsche Aufführung von Wicked mehr? Meine Schwestern und ich haben so lange spekuliert und Anfang letzten Jahres kam die Antwort: Bat out of Hell. Mit den Songs von Meat Loaf.

Ich bin wie immer ehrlich: euphorische Jubelschreie oder der typische Bestelldrang blieben aus. Natürlich habe ich schon mal von Meat Loaf gehört, erkannte nach Recherche auch einige Songs wieder und wusste, dass es zurzeit in London läuft. Dennoch war es nie eines der Musicals, die ich unbedingt sehen wollte. Oder mit denen ich mich näher beschäftigt habe – bis zur Bekanntgabe des Casts. Denn neben Alex Melcher übernahm keine geringere die Rolle der Sloane als Willemijn Verkaik. Wer Sloane eigentlich ist und worum es in dem Musical geht, wusste ich zwar nicht, aber mein Interesse war geweckt.
Kurz darauf bekam meine Schwester die Einladung als Musicaltesterin, wir haben von vergünstigten Karten profitiert und am 23.12. ging es gemeinsam nach Oberhausen. Die Erwartungshaltung? Nicht vorhanden. Ich habe mich weder mit der Storyline noch der Setlist befasst und wusste nur, dass ich mich auf deutsche Texte einstellen muss. Und so viel sei gespoilert: Inzwischen war ich ich bereits dreimal in dem Stück und es juckt mich in den Fingern, wieder reinzugehen. Sehen könnt ihr Bat out of Hell übrigens nur noch bis September 2019. Dann kehren die Vampire zurück ins Metronom Theater.

Jim Steinmans BAT OUT OF HELL – Das Musical mit den Welthits von Meat Loaf im Stage Metronom Theater Oberhausen
“Bat Out Of Hell” Strat (Robin Reitsma), Raven (Sarah Kornfeld) und Ensemble

Bat out of Hell Handlung

Durch einen chemischen Krieg wurde die DNA einiger Menschen so verändert, dass sie mit 18 Jahren aufhören zu altern. Während diese Lost Boys angeführt von Strat in der Kanalisation von Obsidian hausen, führt der gealterte Tyrann Falco ein Luxusleben im Falco Tower – zusammen mit seiner Frau Sloane und ihrer noch 17-jährigen Tochter Raven. Diese wünscht sich jedoch nichts sehnlicher, als ihrer verrückten Familie zu entkommen und den Lost Boys beizutreten. Dass sie sich bei dem Versuch in Strat verliebt, macht die Situation nicht einfacher. Sehr zum Unmut ihres Vaters, der die Lost Boys gerne endgültig beseitigen würde.

Jim Steinmans BAT OUT OF HELL – Das Musical mit den Welthits von Meat Loaf im Stage Metronom Theater Oberhausen
Strat (Robin Reitsma)

Bat out of Hell Rezension

Ich wusste, dass mich ein rockiges Musical erwartet. Dass es sich allerdings um die dystopische Version von Peter Pan handelt, wurde mir erst im Laufe des Stücks klar. Und wer mich kennt, weiß wie sehr ich Dystopien liebe. Bereits der Anfang ist außergewöhnlich. Noch vor offiziellem Startschuss betreten Charaktere die Bühne, schrauben an einem Motorrad und lassen schließlich die Hauptdarstellerin Raven alleine zurück. Es gibt keine pompöse Eröffnungsmusik, keine typische “Herzlich Willkommen zur heutigen Vorstellung”-Ansage aus den Lautsprechern. Es gibt einen Knall, einen Lichtblitz, eine Darstellerin im Rampenlicht, die mehr schauspielerisches Können haben muss als viele andere Rollen. Denn es folgt ein Monolog, der alle Skalen der Emotionen durchspielt, Lust, Leidenschaft, Liebe, Wut, Hass und Angst. In der englischen Variante wird dieser Monolog von der männlichen Hauptrolle Strat gesprochen, im Deutschen von Raven.

Jim Steinmans BAT OUT OF HELL – Das Musical mit den Welthits von Meat Loaf im Stage Metronom Theater Oberhausen
Strat (Robin Reitsma) und Raven (Sarah Kornfeld)

Von einem Auftakt, der fasziniert und verstört

Zuerst haben wir April Amelsvoort in dieser Rolle gesehen und waren alle begeistert. Ja, die Szene ist befremdlich, ja, sie ist skurril und ja, sie wirft unwillkürlich die Frage auf, ob es wirklich klug war, in dieses Musical zu gehen. Aber wenn man sich darauf einlässt, hat die Szene eine enorme Wirkung, die sich mit ihrer Poesie durch das ganze Stück zieht. Selbst bei unserem zweiten Besuch mit vielen Menschen, die nicht so musicalbegeistert sind, war man sich einig: Nach dem ersten Schreck kommt die Begeisterung. Und diese hält an.

Sobald Raven die Bühne verlässt, lernen wir die Lost Boys kennen. Ihnen gegenüber der Tyrann Falco, der in der Erstbesetzung von Alex Melcher verkörpert wird. Eine bessere Stimme hätte Stage für diese Rolle kaum finden können. Sie ist rockig, emotionsgeladen und harmoniert wunderbar mit denen seiner Partnerinnen. Die Rede ist hier von der Rolle der Sloane, die bis März 2019 von Willemijn Verkaik gespielt wurde – seit ihrer Darbietung als Elphaba in London eine meiner liebsten Darstellerinnen. Mit Franziska Schuster hat man allerdings eine würdige Nachfolgerin gefunden, die mich mehr begeistert hat, als ich dachte. Zwar fehlt ihr hin und wieder das trocken Flapsige von Willemijn, aber wer das Stück noch nicht gesehen hat, wird es nicht bemerken.

Die schönste Strat & Raven Kombination

Wenn wir schon beim Thema Hauptbesetzung sind: Obwohl ich das Stück inzwischen mehrfach gesehen habe, war es mir nicht vergönnt, Robin Reitsma in der Rolle von Strat zu sehen. Stattdessen haben wir sowohl Gonzalo Campos als auch Antonio Calanna gesehen, die uns beide überzeugen konnten. Müsste ich mich für ein Duo entscheiden, würde meine Wahl allerdings auf Gonzalo zusammen mit April fallen, die sowohl optisch als auch gesanglich toll harmonieren. Und beide noch einen Ticken mehr schauspielerisches Talent mitbringen. In dieser Hinsicht waren wir leider von Sarah Kornfeld (Erstbesetzung Raven) ein wenig enttäuscht. Ich kann gar nicht beschreiben, was genau mich stört, aber im direkten Vergleich fühle ich mit Aprils Interpretation einfach mehr mit.

Jim Steinmans BAT OUT OF HELL – Das Musical mit den Welthits von Meat Loaf im Stage Metronom Theater Oberhausen
Zahara (Aisata Blackman) und Jagwire (Benet Monteiro)

Ein perfektes Duett nach dem anderen

Bevor wir das Thema Cast abschließen, dürfen drei Rollen nicht unerwähnt bleiben. Zunächst hätten wir da Tink(erboy), der die Mutation einer Mutation ist und entsprechend ewig pubertiert. Dieser wird verkörpert von Tom van der Ven, den wir lieben, seit wir ihn als Alfred in Tanz der Vampire gesehen haben. Auch hier passt er wunderbar in die Rolle, ist trotz seines Akzents gut zu verstehen und weckt im Publikum viele Emotionen. Mindestens genauso viele Gefühle weckt die Rolle der Zahara, in der wir dreimal Masengu Kanyinda gesehen haben, die der absolute Wahnsinn ist. Jedes Mal, wenn sie die Bühne betritt, ist Gänsehaut angesagt. Vor allem in ihren Duetts mit Jagwire (Benet Monteiro).

Jim Steinmans BAT OUT OF HELL – Das Musical mit den Welthits von Meat Loaf im Stage Metronom Theater Oberhausen
Strat (Robin Reitsma, links) und Ensemble

Die Sache mit den deutschen Texten und der Akustik

Ich könnte noch viel über den Cast, die tollen Bühneneffekte, die spannenden Kameraperspektiven und Story erzählen. Aber das Stück lebt mit davon, dass man es selbst entdeckt. Deshalb nur noch ein Ausflug zu dem wohl umstrittensten Thema, dem Bat out of Hell viele negative Rezensionen zu verdanken hat: die Lieder. Überall wird mit “den Welthits von Meat Loaf” geworben und nicht wenige Fans sind nach Oberhausen gepilgert, um genau diese zu hören. Was sie vorher wohl nicht gesehen haben: die Texte wurden ins Deutsche übersetzt. Man kann sich über denn Sinn und Zweck einer solchen Übersetzung streiten und ich gehöre zu den Verfechtern von englischen Texten. Weil ich Englisch gut verstehe. Aber genau hier kommt der Knackpunkt. Ein großer Teil der Zielgruppe kann kaum Englisch oder nicht gut genug, um den Sinn der Texte vollends zu verstehen. Und diese Texte sind auch bei Bat out of Hell durchaus wichtig für die Gesamthandlung. Aus dieser Perspektive macht es also Sinn, das ganze Stück zu übersetzen.

Problematisch wird es jedoch in dem Moment, in dem die Darsteller einen starken Akzent haben und die Akustik nicht die Beste ist. Gerade die Ensemblestücke versteht man inhaltlich kaum, da die Musik sehr laut ist. Ja, ich würde fast behaupten, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, wenn man sie einfach in Englisch präsentiert hätte. So hätte man noch diesen gewissen Wiedererkennungswert gehabt, der die Meat Loaf Fans bei der Stange hält. Macht es also Sinn, einen Song zu übersetzen, den fast jeder im Publikum in der Originalsprache kennt? Eine schwierige Frage, die Raum für Diskussionen lässt. Aber um an dieser Stelle nochmal subjektiv zu werden: Uns haben die deutschen Texte besser gefallen, als wir befürchtet haben. Inzwischen summen wir sogar einige Ohrwürmer eher auf Deutsch als Englisch – und sind traurig, dass es keine deutsche CD geben wird.

Jim Steinmans BAT OUT OF HELL – Das Musical mit den Welthits von Meat Loaf im Stage Metronom Theater Oberhausen
Falco (Alex Melcher)

Fazit zu Bat out of Hell

Kurz und knapp: Wir haben Bat out of Hell mit all seinen Facetten, Eigenheiten, absurden Situationen und vielschichtigen Charakteren lieben gelernt. Die Besetzung ist grandios, auch wenn man hier und da den Akzent bemängeln könnte, die Texte sind gut übersetzt worden und nach dem Stück hat man noch tagelang die Songs im Ohr. Ob man für dieses Stück unbedingt Meat Loaf Fan sein muss oder es nicht sogar besser ist, kaum Lieder von ihm zu kennen, möchte ich offen lassen. Denn wir hatten aus beiden Lagern Begleiter dabei und am Ende war man sich doch einig, dass Bat out of Hell in Oberhausen immer wieder einen Besuch wert ist. Umso trauriger, dass es Deutschland bereits im September 2019 wieder verlässt.

Franziska Schuster ist Sloane im Jim Steinmans BAT OUT OF HELL – Das Musical im Stage Metronom Theater

Spartipps für Bat out of Hell

Stage ist nicht gerade für seine Spottpreise bekannt und ruft auch für Bat out of Hell je nach Wochentag und Sitzplatz gerne über 100€ pro Karte aus. Doch zum Glück gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Geld zu sparen. Wenn ihr Mitglied beim Treueprogramm des CentrOs seid, gibt es 20% Rabatt auf die Kategorien 1 bis 3. Als Nicht-Mitglied lohnt es sich dennoch, am Tag der Vorstellung im CentrO vorbeizuschauen. Denn beim dortigen Ticketverkauf erhaltet ihr oft bis zu 50% auf ein Ticket für denselben Tag. Die Platzauswahl ist natürlich weniger flexibel als bei einer Vorabbuchung, aber erfahrungsgemäß sind leider immer Plätze frei. Auch ADAC Mitglieder können 5% auf ihre Tickets sparen und wenn eure Firma Mitarbeiterangebote hat, schaut mal nach, ob ihr nicht Zugang zu den Corporate Benefits von Stage Entertainment habt. Zu guter Letzt lohnt es sich immer, Fangruppen auf Facebook beizutreten. Denn dort werden regelmäßig Gewinnspiele mit Tickets und Rabattaktionen geteilt.

Habt ihr Bat out of Hell bereits gesehen oder steht es noch auf eurer Bucketlist? Vielleicht geht es euch aber auch wie mir am Anfang und ihr habt gar keine Lust es zu sehen? Sollte es so sein, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr trotzdem eure Gedanken mit mir teilt. Habt ihr keine Lust auf die deutschen Text? Stört euch die Story oder seid ihr einfach keine Musicalfans? Und was müsste passieren, damit ihr doch noch reingehen wollt?

Liebe Grüße,