Da ich nicht nur Musicals liebe, sondern in der Nähe von Oberhausen wohne, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, was wohl auf Tarzan folgen wird. Kriegen wir vielleicht Elisabeth zurück? Wird Anastasia aus Stuttgart weiterziehen? Was wäre mit einer neuen Inszenierung von Rebecca und wie lange gab es schon keine deutsche Aufführung von Wicked mehr? Meine Schwestern und ich haben so lange spekuliert und Anfang letzten Jahres kam die Antwort: Bat out of Hell. Mit den Songs von Meat Loaf.
Ich bin wie immer ehrlich: euphorische Jubelschreie oder der typische Bestelldrang blieben aus. Natürlich habe ich schon mal von Meat Loaf gehört, erkannte nach Recherche auch einige Songs wieder und wusste, dass es zurzeit in London läuft. Dennoch war es nie eines der Musicals, die ich unbedingt sehen wollte. Oder mit denen ich mich näher beschäftigt habe – bis zur Bekanntgabe des Casts. Denn neben Alex Melcher übernahm keine geringere die Rolle der Sloane als Willemijn Verkaik. Wer Sloane eigentlich ist und worum es in dem Musical geht, wusste ich zwar nicht, aber mein Interesse war geweckt.
Kurz darauf bekam meine Schwester die Einladung als Musicaltesterin, wir haben von vergünstigten Karten profitiert und am 23.12. ging es gemeinsam nach Oberhausen. Die Erwartungshaltung? Nicht vorhanden. Ich habe mich weder mit der Storyline noch der Setlist befasst und wusste nur, dass ich mich auf deutsche Texte einstellen muss. Und so viel sei gespoilert: Inzwischen war ich ich bereits dreimal in dem Stück und es juckt mich in den Fingern, wieder reinzugehen. Sehen könnt ihr Bat out of Hell übrigens nur noch bis September 2019. Dann kehren die Vampire zurück ins Metronom Theater.
Bat out of Hell Handlung
Durch einen chemischen Krieg wurde die DNA einiger Menschen so verändert, dass sie mit 18 Jahren aufhören zu altern. Während diese Lost Boys angeführt von Strat in der Kanalisation von Obsidian hausen, führt der gealterte Tyrann Falco ein Luxusleben im Falco Tower – zusammen mit seiner Frau Sloane und ihrer noch 17-jährigen Tochter Raven. Diese wünscht sich jedoch nichts sehnlicher, als ihrer verrückten Familie zu entkommen und den Lost Boys beizutreten. Dass sie sich bei dem Versuch in Strat verliebt, macht die Situation nicht einfacher. Sehr zum Unmut ihres Vaters, der die Lost Boys gerne endgültig beseitigen würde.
Bat out of Hell Rezension
Ich wusste, dass mich ein rockiges Musical erwartet. Dass es sich allerdings um die dystopische Version von Peter Pan handelt, wurde mir erst im Laufe des Stücks klar. Und wer mich kennt, weiß wie sehr ich Dystopien liebe. Bereits der Anfang ist außergewöhnlich. Noch vor offiziellem Startschuss betreten Charaktere die Bühne, schrauben an einem Motorrad und lassen schließlich die Hauptdarstellerin Raven alleine zurück. Es gibt keine pompöse Eröffnungsmusik, keine typische “Herzlich Willkommen zur heutigen Vorstellung”-Ansage aus den Lautsprechern. Es gibt einen Knall, einen Lichtblitz, eine Darstellerin im Rampenlicht, die mehr schauspielerisches Können haben muss als viele andere Rollen. Denn es folgt ein Monolog, der alle Skalen der Emotionen durchspielt, Lust, Leidenschaft, Liebe, Wut, Hass und Angst. In der englischen Variante wird dieser Monolog von der männlichen Hauptrolle Strat gesprochen, im Deutschen von Raven.
Von einem Auftakt, der fasziniert und verstört
Zuerst haben wir April Amelsvoort in dieser Rolle gesehen und waren alle begeistert. Ja, die Szene ist befremdlich, ja, sie ist skurril und ja, sie wirft unwillkürlich die Frage auf, ob es wirklich klug war, in dieses Musical zu gehen. Aber wenn man sich darauf einlässt, hat die Szene eine enorme Wirkung, die sich mit ihrer Poesie durch das ganze Stück zieht. Selbst bei unserem zweiten Besuch mit vielen Menschen, die nicht so musicalbegeistert sind, war man sich einig: Nach dem ersten Schreck kommt die Begeisterung. Und diese hält an.
Sobald Raven die Bühne verlässt, lernen wir die Lost Boys kennen. Ihnen gegenüber der Tyrann Falco, der in der Erstbesetzung von Alex Melcher verkörpert wird. Eine bessere Stimme hätte Stage für diese Rolle kaum finden können. Sie ist rockig, emotionsgeladen und harmoniert wunderbar mit denen seiner Partnerinnen. Die Rede ist hier von der Rolle der Sloane, die bis März 2019 von Willemijn Verkaik gespielt wurde – seit ihrer Darbietung als Elphaba in London eine meiner liebsten Darstellerinnen. Mit Franziska Schuster hat man allerdings eine würdige Nachfolgerin gefunden, die mich mehr begeistert hat, als ich dachte. Zwar fehlt ihr hin und wieder das trocken Flapsige von Willemijn, aber wer das Stück noch nicht gesehen hat, wird es nicht bemerken.
Die schönste Strat & Raven Kombination
Wenn wir schon beim Thema Hauptbesetzung sind: Obwohl ich das Stück inzwischen mehrfach gesehen habe, war es mir nicht vergönnt, Robin Reitsma in der Rolle von Strat zu sehen. Stattdessen haben wir sowohl Gonzalo Campos als auch Antonio Calanna gesehen, die uns beide überzeugen konnten. Müsste ich mich für ein Duo entscheiden, würde meine Wahl allerdings auf Gonzalo zusammen mit April fallen, die sowohl optisch als auch gesanglich toll harmonieren. Und beide noch einen Ticken mehr schauspielerisches Talent mitbringen. In dieser Hinsicht waren wir leider von Sarah Kornfeld (Erstbesetzung Raven) ein wenig enttäuscht. Ich kann gar nicht beschreiben, was genau mich stört, aber im direkten Vergleich fühle ich mit Aprils Interpretation einfach mehr mit.
Ein perfektes Duett nach dem anderen
Bevor wir das Thema Cast abschließen, dürfen drei Rollen nicht unerwähnt bleiben. Zunächst hätten wir da Tink(erboy), der die Mutation einer Mutation ist und entsprechend ewig pubertiert. Dieser wird verkörpert von Tom van der Ven, den wir lieben, seit wir ihn als Alfred in Tanz der Vampire gesehen haben. Auch hier passt er wunderbar in die Rolle, ist trotz seines Akzents gut zu verstehen und weckt im Publikum viele Emotionen. Mindestens genauso viele Gefühle weckt die Rolle der Zahara, in der wir dreimal Masengu Kanyinda gesehen haben, die der absolute Wahnsinn ist. Jedes Mal, wenn sie die Bühne betritt, ist Gänsehaut angesagt. Vor allem in ihren Duetts mit Jagwire (Benet Monteiro).
Die Sache mit den deutschen Texten und der Akustik
Ich könnte noch viel über den Cast, die tollen Bühneneffekte, die spannenden Kameraperspektiven und Story erzählen. Aber das Stück lebt mit davon, dass man es selbst entdeckt. Deshalb nur noch ein Ausflug zu dem wohl umstrittensten Thema, dem Bat out of Hell viele negative Rezensionen zu verdanken hat: die Lieder. Überall wird mit “den Welthits von Meat Loaf” geworben und nicht wenige Fans sind nach Oberhausen gepilgert, um genau diese zu hören. Was sie vorher wohl nicht gesehen haben: die Texte wurden ins Deutsche übersetzt. Man kann sich über denn Sinn und Zweck einer solchen Übersetzung streiten und ich gehöre zu den Verfechtern von englischen Texten. Weil ich Englisch gut verstehe. Aber genau hier kommt der Knackpunkt. Ein großer Teil der Zielgruppe kann kaum Englisch oder nicht gut genug, um den Sinn der Texte vollends zu verstehen. Und diese Texte sind auch bei Bat out of Hell durchaus wichtig für die Gesamthandlung. Aus dieser Perspektive macht es also Sinn, das ganze Stück zu übersetzen.
Problematisch wird es jedoch in dem Moment, in dem die Darsteller einen starken Akzent haben und die Akustik nicht die Beste ist. Gerade die Ensemblestücke versteht man inhaltlich kaum, da die Musik sehr laut ist. Ja, ich würde fast behaupten, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, wenn man sie einfach in Englisch präsentiert hätte. So hätte man noch diesen gewissen Wiedererkennungswert gehabt, der die Meat Loaf Fans bei der Stange hält. Macht es also Sinn, einen Song zu übersetzen, den fast jeder im Publikum in der Originalsprache kennt? Eine schwierige Frage, die Raum für Diskussionen lässt. Aber um an dieser Stelle nochmal subjektiv zu werden: Uns haben die deutschen Texte besser gefallen, als wir befürchtet haben. Inzwischen summen wir sogar einige Ohrwürmer eher auf Deutsch als Englisch – und sind traurig, dass es keine deutsche CD geben wird.
Fazit zu Bat out of Hell
Kurz und knapp: Wir haben Bat out of Hell mit all seinen Facetten, Eigenheiten, absurden Situationen und vielschichtigen Charakteren lieben gelernt. Die Besetzung ist grandios, auch wenn man hier und da den Akzent bemängeln könnte, die Texte sind gut übersetzt worden und nach dem Stück hat man noch tagelang die Songs im Ohr. Ob man für dieses Stück unbedingt Meat Loaf Fan sein muss oder es nicht sogar besser ist, kaum Lieder von ihm zu kennen, möchte ich offen lassen. Denn wir hatten aus beiden Lagern Begleiter dabei und am Ende war man sich doch einig, dass Bat out of Hell in Oberhausen immer wieder einen Besuch wert ist. Umso trauriger, dass es Deutschland bereits im September 2019 wieder verlässt.
Spartipps für Bat out of Hell
Stage ist nicht gerade für seine Spottpreise bekannt und ruft auch für Bat out of Hell je nach Wochentag und Sitzplatz gerne über 100€ pro Karte aus. Doch zum Glück gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Geld zu sparen. Wenn ihr Mitglied beim Treueprogramm des CentrOs seid, gibt es 20% Rabatt auf die Kategorien 1 bis 3. Als Nicht-Mitglied lohnt es sich dennoch, am Tag der Vorstellung im CentrO vorbeizuschauen. Denn beim dortigen Ticketverkauf erhaltet ihr oft bis zu 50% auf ein Ticket für denselben Tag. Die Platzauswahl ist natürlich weniger flexibel als bei einer Vorabbuchung, aber erfahrungsgemäß sind leider immer Plätze frei. Auch ADAC Mitglieder können 5% auf ihre Tickets sparen und wenn eure Firma Mitarbeiterangebote hat, schaut mal nach, ob ihr nicht Zugang zu den Corporate Benefits von Stage Entertainment habt. Zu guter Letzt lohnt es sich immer, Fangruppen auf Facebook beizutreten. Denn dort werden regelmäßig Gewinnspiele mit Tickets und Rabattaktionen geteilt.
Habt ihr Bat out of Hell bereits gesehen oder steht es noch auf eurer Bucketlist? Vielleicht geht es euch aber auch wie mir am Anfang und ihr habt gar keine Lust es zu sehen? Sollte es so sein, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr trotzdem eure Gedanken mit mir teilt. Habt ihr keine Lust auf die deutschen Text? Stört euch die Story oder seid ihr einfach keine Musicalfans? Und was müsste passieren, damit ihr doch noch reingehen wollt?
4 Comments
Mia
Ich habe Bat out of hell im Dezember in London gesehen. Hatte keine Theaterkarte für den Dienstag Abend und hab mich am Vorabend durch die Alternativen auf youtube gehört…Meat Loaf mochte ich und so habe ich mich entschieden Dienstags nach einem Dayticket zu fragen….25 Pfund für die 5. Reihe. Und ich war vom ersten Moment an fasziniert und verliebt in dieses Stück. Es hat mich total gepackt, die rockige Musik die an ein Live Konzert erinnert, die Stimmung im Publikum es war genial. So genial dass ich am nächsten Tag zur Matinee wieder hin bin, wieder 25 Pfund und wieder Hammerplätze. Das Theater in London war leider etwas gross mit 2000 Plätzen so dass am 5.1.19 Schluss war. LEIDER!!! Sonst wäre ich für BooH noch öfters nach London geflogen. Bei Oberhausen schwanke ich noch wegen den deutschen Texten und den teuren Karten. Danke für den Tipp mit den 50%,vielleicht probiere ich es jetzt einfach mal aus, wobei Oberhausen leider eine 4-5 Stunden Fahrt bedeutet. Gehst Du noch mal ? Und falls Du Interesse am Bootleg aus London hast, ich hatte einen Link gefunden: https://drive.google.com/drive/folders/1QslAv7Tj1HJ9GdJdIH3b77raxH3kOE-V
Franzi
Liebe Mia,
ich finde es immer noch super schade, dass ich es in London nicht gesehen habe. Also solltest du dich mit den 50% Rabatt durchringen, es doch in Deutschland zu schauen, sag auf jeden Fall mal Bescheid, wie es dir (im Vergleich zu London) gefallen hat! 😊 Ich werde auf jeden Fall noch ein-, zweimal reingehen. Aber spätestens zur Derniere im September bin ich auf jeden Fall am Start. 😊 Vielleicht sieht man sich dort ja?
Markus
Es könnte so genial sein, wenn nicht im Vorfeld ein großer Fehler begangen worden wäre. Vorweg, ich bin mit sehr gemischten Gefühlen nach Oberhausen gereist, um das Musical anzuschauen. Nach den fulminanten Shows, die wir in Manchester und London erleben durften (die Energie auf der Bühne kam doppelt vom Publikum zurück!) überwogen meine Zweifel, dass eine Show mit deutschen Texten (!) auch solch eine Wucht entwickeln würde. Zu Beginn, als ich hörte, BOOH – das Musical würde ich D aufgeführt, war ich äußerst happy, endlich könnte ich auch in D mehrmals in den Genuss dieser grandiosen Show kommen. Auch bei den üblicherweise heftigen Stage-Preisen immer noch günstiger, als nach England zu reisen. Die Ernüchterung setzte ein, als ich in London nach der letzten Show mit Jay Scheib reden konnte und erfuhr, dass man wohl über eine übersetzte Version nachdenken würde bei Stage. Mir standen bei dem Gedanken von Anfang an alle Haare zu Berge. Meine Zweifel wurden leider bestätigt. Naja, mehr dazu später… Angefangen beim Theater muss man sagen, dass Stage Metronom in Oberhausen ist ein großartiges Musicaltheater! Schön und sehr einladend mit kurzen Wegen und einem tollen Zuschauerraum, der praktisch von fast allen Sitzen einen guten bis sehr guten Blick auf das Geschehen bietet! Perfekt für Bat Out Of Hell. Tolle Wahl bezüglich des Theaters, denn ich befürchte, bei dieser Version der Show würde auch eine große Stadt wie Berlin, Hamburg oder Stuttgart auf Dauer nicht genug Publikum generieren. Naja, mehr dazu später… Das Bühnenbild ist praktisch eine 1:1-Kopie der Original-Show mit Abstrichen. Es ist genauso gigantisch, detailverliebt und erstaunlich mehrdimensional wie in England. Leider fehlen mindestens zwei der grandiosen Showmomente, die bei den Zuschauern enormes Staunen hervorgerufen haben und hängen geblieben sind. Das ist zum einen bei der Unfallszene in BOOH, bei der hier eben KEINE Motorradteile gen Himmel fliegen und ein Herz bilden und auch das brennende Herz fehlt komplett. Warum diese Highlights fehlen kann ich nicht sagen. Sparpolitik? Schade jedenfalls. Der Sound: bis dato war das, was ich in Manchester und London an Sound erlebt habe, das Beste und umwerfendste (im wahrsten Sinne des Wortes) was ich je in einem Musical erlebt habe. TdV zum Beispiel hat ja leider stark nachgelassen in dem Bereich, seit da immer mehr nicht mehr live kommt. Ein hammer Lob an die Tontechniker in Oberhausen! Das England diesbezüglich zu toppen wäre hätte ich nicht gedacht. Sie haben es geschafft. Also, wer hingeht, bekommt Rockkonzertfeeling in 3D und voll auf die 12! Diesen Aspekt kann ich nur loben und hervorheben. Es wird praktisch komplett live gespielt und das mit einer Wucht, dass einem die Spucke weg bleibt. Respekt und herzlichen Danke dafür! Zu den Darstellern kurz vorweg gesagt: insgesamt eine großartige Besetzung, die alles gab und redlich versucht hat, das Beste aus dem ihr zur Verfügung gestellten Material (Textmaterial) herauszuholen. Ein kleiner Wermutstropfen waren die teilweise zu deutlich erkennbaren Akzente, die durch den deutschen Gesang noch deutlicher zutage traten. Bestens bemerkt hat man dies an den Stellen, an denen Englisch gesungen wurde. Da konnte man diesen nämlich so gut wie nicht ausmachen! Wir hatten für die Hauptrollen das Glück, die komplette Erstbesetzung -siehe Liste- zu erwischen. Also kurz zu Ihnen: Strat war großartig! Es ist verdammt schwer, Andrew Polec zu toppen, denn er hat die Latte praktisch so hoch angesetzt, wie damals Steve Barton bei TdV. Aber Robin ist tatsächlich eine tolle Wahl. Er macht seinen Job ziemlich perfekt. Für Raven gilt praktisch das gleiche. Auch Christina Bennington verkörperte und kreierte diesen Charakter unnachahmlich. Sarah Kornfeld spielt ihren Part auch sehr authentisch und stimmgewaltig, wenngleich ich das Gefühl hatte, es fehle ein wenig die Selbstverständlichkeit. Das mag daran liegen, dass ich immer bei den stimmlich fordernsten Stellen das Gefühl bei ihr habe, sie würde sich und ihre Stimme zu sehr stressen müssen, um dann doch nicht ganz dort zu landen mit den Tönen, wo sie hin gehören. Das ist kein Vorwurf, denn ich weiß, wie schwer es ist, dahin zu gelangen, gerade bei Jim Steinman Songs. Da könnte ggf. die Angst vorm hohen Ton eine Rolle spielen. Trotzdem, sie hat ihr Ding auch sehr gut gemacht! Alex Melcher als Falco ist wohl die beste Besetzung, die man sich von Rob Fowler abgesehen vorstellen kann. Er hat die Stimme und Präsenz auf der Bühne, die vonnöten ist, um die Rolle zum Leben zu erwecken. Ich hätte mir lediglich bei Land of the Pig, pardon, Land der Schweine, etwas mehr Aktion seinerseits gewünscht. Aber insgesamt lieferte er eine sehr solide und sehr gute Performance ab, auch oder gerade in Verbindung mit Sloane! Zu Sloane: Willemijn Verkaik war hervorragend! Sie kam mit den Songs und ihren Herausforderungen sehr gut zurecht und auch ihr Schauspiel und Zusammenspiel mit Alex Melcher harmonierte perfekt. Sie ist eine großartige Sängerin, ohne Frage. Sharon Sexton empfand ich als stimmlich etwas variabler, aber trotzdem, eine tolle Besetzung! Tink, gespielt und gesungen von Tom van der Ven, hat zwar eine insgesamt kleinere Rolle, die aber hier trotz allem Gewicht hat. Leider erkannten wir ihn sofort vor allem an seinem Akzent, der uns schon in TdV als nicht so dolle aufgefallen ist. Gesanglich jedoch gibts hier nichts zu bemängeln. Kleine, aber feine Rolle sehr gut gespielt! Vielleicht etwas zu alt? Aisata Blackman als Zahara und Benet Monteiro als Jagwire waren tatsächlich über alle Zweifel erhaben! Ein tolles Gespann aus zwei großartigen Vokalisten und Darstellern. Hätte man sie doch nur nicht gezwungen, auf deutsch singen zu müssen…. Hier komme ich für mich zum Knackpunkt der Geschichte. Dabei mache ich Frank Ramond und Roland Schimmelpfennig noch den kleinsten Vorwurf. Dass jemand seinem Job nachkommt, um Geld zu verdienen, und sei es, einen perfekten englischen Text irgendwie singbar ins deutsche zu übersetzen ist grundsätzlich nichts Verwerfliches. Dass es dann so hölzern und sprachlich auf weiten Strecken so unnatürlich klingt wie im vorliegenden Falle schon eher… Die Entscheidung dafür ist das eigentliche Verbrechen am Stück gewesen. Für diese völlig idiotische Entscheidung wurde sich sicher gaaaanz lange der Kopf zerbrochen und gut hin- und herüberlegt. Das Ergebnis ist folgendes: 1. Ein Theater, das Samstagsabends nicht mal halb voll ist und man sich trotz der aktuellen Verlängerung der Tickets bis Ende Juli fragt, wie lange das gut gehen wird! 2. Ein Funke, der so gut wie nicht aufs Publikum überspringen will, wie redlich sich auch die Menschen auf der Bühne abmühen, weil die Emotionen und Erinnerungen bei den Menschen durch die bekannten Lyrics entstehen. 3. Ein Text, der teilweise so unnatürlich klingt, dass einem die Haare zu Berge stehen! Da nützen auch die wenigen Momente, an denen die originalen Texte brilliant durchklingen leider nichts. 4. Ein Text, der gesungen teilweise so unverständlich ist, dass die Übersetzung praktisch ad absurdum geführt wird! (Die original Songs kennt fast jeder und den Text hat man im Ohr, so dass man diesen auch bei schwierigeren Tonsituationen trotzdem verstehen würde, da bekannt.) 5. Ein Publikum, dass im Großen und Ganzen nicht mitgerissen wird und so verhalten (vom Schluss der Show abgesehen) applaudiert, dass einem die Darsteller schon leid tun können! 6. Ich frage mich, warum man nicht wie in vielen ital. Opern (die eigentlich immer in original Sprache dargeboten werden) einfach z.B. für die Bedürftigen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind (es können, so lange wie es in D schon unterrichtet wird nicht sooo viele sein) eine Laufschrift mit dt. Untertiteln laufen lässt!? Und 7.: Warum Verantwortlich im Theaterbetrieb scheinbar wie in der Politik auch nicht fähig und Willens sind, Fehler zu erkennen, zuzugeben und ggf. zu korrigieren? Dass hier in keinster Weise auch nur annähernd eine Stimmung wie in England aufkommt, liegt eindeutig daran, dass dem Publikum hier mit diesen teils echt schlecht übersetzten Texten von den Kopf gestoßen wird. Fakt ist, ich habe mich, als die Entscheidung bekannt wurde, BOOH nach D zu bringen tierisch gefreut und mir war klar, hier muss ich mehr als einmal hin. Das Ergebnis nun ist, ich bin mit ungleich gemischten Gefühlen dort gewesen und werde es wohl nicht nochmal besuchen. Ganz klar keine Schuld trifft die Cast und die Menschen vor Ort in Oberhausen, die allesamt einen ganz wunderbaren Job machen! Vorhang
Franzi
Hi Markus,
vielen Dank für deinen super ausführlichen, spannenden Kommentar! Leider habe ich die Show in London nicht erleben dürfen und nun bin ich noch einen Ticken trauriger, es nicht geschafft zu haben. Dadurch kannte ich z.B. die von dir erwähnten Effekte nicht und hatte keine Erwartungen in der Richtung. Wenn ich es vorher bereits gesehen hätte, wäre es mir sicher auch anders gegangen.
Zu den Texten hatte ich ja bereits etwas geschrieben und kann meine eigene Kritik hier nur wiederholen. Es ist und bleibt fraglich, ob es Sinn macht, etwas zu übersetzen, was jeder kennt und dann so zu singen, dass es ohnehin kaum jemand verstehen kann. Die Lösung mit den Untertiteln hätte ich hier perfekt gefunden und bin mir auch fast sicher, dass es dann anders gekommen wäre.
Warum solche Fehler hinterher nicht korrigiert werden, verstehe ich auch nicht. Vielleicht hätte man einfach 1-2 Inszenierungen pro Woche in Originalsprache testen und schauen sollen, was besser funktioniert – anstatt immer mehr Shows zu streichen und es bis September nur noch auf Sparflamme laufen zu lassen.
Weiterhin ansehen werde ich es mir wohl trotzdem noch, denn inzwischen hat sich über Facebook eine tolle Fangruppe gefunden, die immer Stimmung macht – auch wenn die hinteren Reihen komplett leer sind. Entsprechend macht mir jede Vorstellung wahnsinnig Spaß und ich weine innerlich dennoch ein bisschen, dass es so schnell Tanz der Vampire weichen muss. Mal schauen, was uns danach erwartet. 😊
Viele Grüße
Franzi